DJ-Interview: Donnacha Costello

Geschrieben von Beat
02.11.2011
21:04 Uhr

Donnacha Costello ist gebürtiger Ire und fand seinen Weg zur elektronischen Musik bereits in jungen Jahren. Seine musikalischen Werke finden weltweit seit fünfzehn Jahren Gehör und erscheinen auf renommierten Clubmusiklabels wie „Mille Plateaux“, „Poker Flat“ und „Force Inc.“. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm mit der Veröffentlichung seiner „Colourseries“ im Jahr 2004.

(Bild: www.minimise.com)

Das Gespräch führte Boris Pipiorke-Arndt

Beat / Wann bist du zum ersten Mal mit elektronischer Musik in Kontakt gekommen?

Donnacha / Ich wurde 1974 geboren und bin mit britischer Synthie-Pop-Musik aufgewachsen. Etwa 1987 kam ich mit Acid House in Kontakt und später interessierte ich mich hauptsächlich für Ambient. Elektronische Musik war also von Anfang an mein stetiger Begleiter und daher sehr prägend für mich.

Beat / Präsentierst du deine Produktionen als DJ oder als Live-Act?

Donnacha / Ich lege sehr gerne als DJ auf, werde aber in den meisten Fällen als Live-Act gebucht. Mit dem live Spielen habe ich 1995 begonnen und seitdem nahezu die ganze Welt bereist. Ich war in London, Paris, New York, Los Angeles, Tokio, Moskau und fast überall dazwischen. Die Auftritte sind für mich auch nach fünfzehn Jahren noch immer eine extrem spannende Angelegenheit.

Beat / Mit welchem technischen Equipment arbeitest du auf der Bühne?

Donnacha / Auf der Bühne benutze ich ein MacBook mit einem RME-Audiointerface und als Software Ableton Live 7, Max 5 von Cycling ’74 und Maschine von Native Instruments. Den Maschine-Controller verwende ich, weil er stabil und gut zu transportieren ist. Ich steuere damit Ableton Live, die Max-Patches und die Maschine-Software und kann damit meine Rhythmen in Echtzeit modifizieren.

Beat / Wie dürfen wir uns dein Studio vorstellen?

Donnacha / Die Basis meines Studios bildet ein Pro-Tools-HD-System. Um dieses herum befindet sich ein mehr oder weniger veränderlicher Gerätepark aus Synthesizern und Drumcomputern. Für die Produktion meines aktuellen Albums habe ich einen Roland SH-101, einen Prophet 5 von Sequential Circuits und das New England Digital Synclavier II eingesetzt. Das Synclavier ist sehr selten und besitzt einen einzigartigen Klangcharakter. Mit Pro Tools kann ich den schönen Sound dieser alten Synthesizer unverfälscht festhalten und mehrere Spuren übereinander aufnehmen. Selbst beim Einsatz von Plug-ins vollzieht sich dieser Prozess ohne Latenz. Die meisten Spuren meines neuen Albums habe ich live eingespielt und nur sehr wenig programmiert. Für die Drumspuren setze ich exklusiv die Maschine ein.

Beat / Du betreibst die Labels „Minimise“ und „Look Long“. Welche Künstler veröffentlichen dort und wie unterscheiden sich die beiden Plattformen?

Donnacha / „Minimise“ hatte ich im letzten Jahr etwas zurückgefahren, um mich auf „Look Long“ zu konzentrieren, aber das wird sich dieses Jahr wieder ändern. Auf „Minimise“ habe ich Produktionen von mir und anderen Künstlern, wie beispielsweise Mark Broom veröffentlicht. „Look Long“ dient ausschließlich zur Vermarktung meiner eigenen Werke. Beide Labels unterscheiden sich inhaltlich, weisen aber als Gemeinsamkeit einen emotionalen Klangcharakter auf. Die Tracks der Labels funktionieren auf der Tanzfläche, aber auch zuhause und über Kopfhörer. Auf „Minimise“ gab es in der Vergangenheit auch verstärkt konzeptionelle Projekte. In diesem Jahr möchte ich noch mehr neue Musik veröffentlichen und freue mich über Demos in meinem Soundcloud-Posteingang.

Beat / Viele Labels haben ihre Vinylveröffentlichungen eingestellt und bieten ihre Musik ausschließlich digital an. Wie denkst du darüber?

Donnacha / In der Vergangenheit habe ich die Songs auf meinen Labels sowohl auf Vinyl als auch digital veröffentlicht. Mittlerweile veröffentliche ich alle Songs auf „Minimise“ digital und überlege, wie ich bei „Look Long“ künftig vorgehen werde. Ich finde, man sollte seine Darbietung als DJ dem Publikum anpassen. Wenn das Vinylauflegen gewünscht wird, sollte man es auch spielen, wenn nicht, darf es auch digital sein. Ich persönlich empfinde die digitale Entwicklung aus Künstler- und Labelsicht als durchweg positiv.

von Boris Pipiorke-Arndt

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