DJ-Interview: Claude VonStroke

Geschrieben von Beat
24.10.2011
13:17 Uhr

Der US-Amerikaner Barclay Crenshaw, aka Claude VonStroke, wuchs in der Autostadt Detroit auf und wurde schon in jungen Jahren mit elektronischer Musik konfrontiert. Was als Auftritt im privaten Rahmen unter dem Namen „Claude VonStroke“ begann, entwickelte sich später zu einer internationalen DJ-Karriere. Als Sprungbrett für diese Entwicklung dienten vor allem eigene, sehr erfolgreiche Musikproduktionen wie „Deep Throat“ oder „Who’s afraid of Detroit?“, mit denen Barclay die Superstars der Szene zu begeistern wusste. Mit Beat sprach er über Decknamen, Equipment und Vinyl.Das Gespräch führte Boris Pipiorke-Arndt.

(Bild: claude von stroke, interview www.dirtybirdrecords.comwww.dirtybirdrecords.com)

Beat / Wie bist du zur elektronischen Musik gekommen und woher stammt der Name „Claude VonStroke”?

Claude / Ich war schon immer ein großer Hip-Hop-Fan und bin dadurch sehr früh mit programmierten Beats in Berührung gekommen. Im Jahr 2002 habe ich eine Dokumentation über erfolgreiche DJs gedreht und dabei sehr viele Interviews mit bekannten Künstlern wie Derrick Carter und Paul van Dyk geführt. Durch dieses Filmprojekt lernte ich sehr viel über Labeladministration, den Vertrieb und die Produktion von Musik. Mein erster eigener Track, „Deep Throat“, war sofort ein großer Erfolg und das motivierte mich, so lange weiterzumachen, bis ich von meiner Musik leben konnte. Mein Künstlername „Claude VonStroke“ war eigentlich als Scherz gedacht. In Amerika erkennt man ihn sofort als einen falschen Namen, den beispielsweise Pornodarsteller als Decknamen verwenden würden. Viele Europäer halten ihn witzigerweise für meinen richtigen Namen.

Beat / Du bist weltweit als DJ unterwegs. Wie unterscheidet sich das europäische Publikum vom US-amerikanischen?

Claude / Der größte Unterschied liegt darin, dass die Europäer einen besseren und kontinuierlicheren Zugang zu elektronischer Musik haben und damit einen Clubabend besser informiert erleben. Das Ganze sehe ich aber nicht unbedingt als Nachteil für das amerikanische Publikum. Denn in Amerika trifft man öfter auf Menschen, die im Club einfach nur Spaß haben möchten, was meinem Naturell sehr entgegenkommt. Ich denke aber, dass man überall auf der Welt Musikbegeisterte antreffen kann, die genau wissen, was ihnen gefällt, und damit sind die Unterschiede dann auch wiederum nicht so groß.

Beat / Welches Equipment benutzt du zum Auflegen und wie stehst du zum computerbasierten DJing?

Claude / Ich persönlich spiele CDs und Vinyl. Mir ist es, ehrlich gesagt, egal, wie andere DJs auflegen. Wenn jemand mit einem Laptop spielen möchte, habe ich kein Problem damit, solange er nicht zwanzig Minuten für die Installation braucht und mein Set damit stört. Ich finde es allerdings etwas lächerlich, wenn ein DJ Songs von einer Software synchronisieren lässt, denn damit geht das ganz Live-Feeling verloren. Wenn jemand keine Fehler macht, ist das meiner Meinung nach wirklich langweilig. Gerade die Fehler im Leben machen doch die Spannung aus.

Beat / Wie entsteht dein unverkennbarer Sound? Verrätst du uns, welche Geheimwaffen dahinterstecken?

Claude / Mein Studio besteht hauptsächlich aus meinem Rechner. Ich habe aber auch ein paar nette Synthesizer wie den Moog Voyager. Die meisten meiner Hits habe ich mit Reason produziert. Ich arbeite mich aber aktuell in Ableton Live und Cubase ein. Mein absolutes Lieblingsinstrument ist allerdings das Mikrofon, weil ich damit mich selbst und auch „meinen eigenen“ Sound aufnehmen kann.

Beat / Du betreibst die Labels „dirtybird“ und „mothership“. Welche Künstler veröffentlichen dort und wie würdest du den Sound beschreiben?

Claude / Ursprünglich habe ich diese Plattformen für die Veröffentlichung meiner eigenen Songs und meines unmittelbaren Umfelds genutzt. Es gab darauf Platten von Justin Martin, Christian Martin, J Phlip, Tanner Ross und Worthy. Mittlerweile kommen aber auch viele neue Künstler aus Europa dazu, wie zum Beispiel Julio Bashmore oder Sascha Braemer. Auf „mothership“ gab es Tracks von Catz’n’Dogz, Italoboyz und Voodeux. Dirtybird steht fürFunk, Hip-Hop, Drum’n’Bass und House, also einen sehr amerikanischen San--Style-. „mothership“ hingegen vertritt eher die experimentelle Richtung und hat einen europäischen Einschlag, der von Deep House bis Hard Techno reicht.

Beat / Immer mehr Labels gehen dazu über, Songs nur noch digital zu vertreiben. Welchen Weg hast du für deine Labels gewählt?

Claude / Ich presse immer noch fleißig Vinyl, aber ich kann verstehen, warum viele Labels diesen Weg aufgeben. Ich habe mich für das Pressen entschieden, weil ich den Künstlern eine seriöse Plattform bieten möchte. Zukünftig werden Vinyls wohl immer weniger eine Rolle spielen. Vernünftige Stückzahlen erreicht man bereits heute nur noch durch Hits.

von Boris Pipiorke-Arndt

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