DJ-Interview: Chaim Avital

Geschrieben von Beat
04.04.2012
13:08 Uhr

Obwohl die Liste der Veröffentlichungen des Künstlers Chaim Avital erst seit drei Jahren durch kontinuierlich wachsende Katalognummern gefüllt wird, erlangte er bereits internationalen Zuspruch. Namhafte Clublabels wie Cocoon-Recordings, My Best Friend, Hi Freaks und nicht zuletzt BPitch Control fanden Gefallen an den Produktionen des aus Israel stammenden DJs und Produzenten und förderten damit seine Bekanntheit. Boris Pipiorke-Arndt sprach mit Chaim Avital über seine musikalischen Einflüsse, die Arbeit an seinem Debütalbum, das Studio und übers DJing.

(Bild: Alexander Gnädinger)

Beat / Wann bist du zum ersten Mal mit elektronischer Musik in Berührung gekommen?

Chaim / Ich habe mit zwölf Jahren das erste Mal elektronische Musik gehört. Zu dieser Zeit ist das erste Album von Depeche Mode erschienen (1981: Speak & Spell, Red.) und hat mich total begeistert. Mein zwölf Jahre älterer Bruder war zudem ein begeisterter Trance-Musik-Fan und somit hatte ich auch Zugang zu dieser Musik. Als es los ging mit den ganzen Musikveranstaltungen konnte man sich fast ausschließlich nur durch Tauschen von Kassetten mit musikalischem Nachschub versorgen. Mit etwa sechzehn Jahren entdeckte ich Bands wie Kraftwerk, Joy Division und New Order für mich, die meinen musikalischen Horizont weiter öffneten.

Beat / Wie hat sich die Arbeit an deinem Debütalbum gestaltet?

Chaim / Ich habe vor ungefähr drei Jahren mit der Produktion des Albums begonnen, bemerkte aber nach einer Weile, dass ich noch nicht reif für dieses Album war, und habe mich dann weiter auf die Veröffentlichung von Singles konzentriert. Ich finde es grundsätzlich sehr schön, dass die Komposition von Musik ihre eigenen Gesetze hat. Es kann durchaus vorkommen, dass das Ergebnis einer Produktion mit der ursprünglichen Idee, die ich vor der Erstellung eines Songs hatte, nicht mehr viel gemeinsam hat, weil sie immer auch eine Geschichte meines Lebens widerspiegelt. Ich habe mich zu einem späteren Zeitpunkt erneut an das Album gesetzt und wusste, dass es jetzt ganz anders klingen würde. Ich hatte dann plötzlich das Gespür, das es der richtige Zeitpunkt war, habe versucht, das Thema Deep House von unterschiedlichen Seiten zu präsentieren und war bei jedem Song bestrebt, die Hörer damit emotional zu berühren.

Beat / Wie dürfen wir uns dein Studio vorstellen?

Chaim / Ich arbeite mit einem Laptop, an das eine UAD-Karte angeschlossen ist, und verwende die speziell für diese Plattform erhältlichen Equalizer, Moog-Filter und Kompressoren. Als Hardware benutze ich die Machine Drum von Elektron und den original MicroKorg, dessen warmen, analogen Sound ich sehr schätze. Zum Mastern verwende ich einen A-Design Hammer-Equalizer, der etwas Wärme ins Spiel bringt und zusätzlich kommen noch ein paar „Geheimwaffen“ zum Einsatz, die ich aber nicht nennen möchte. Als Sequenzer-Software setze ich Ableton Live ein und synchronisiere das Ganze mit Pro Tools für den finalen Mix.

Beat / Womit legst du als DJ auf?

Chaim / Ich bin passionierter DJ und habe daher viele Jahre ausschließlich mit Vinyls aufgelegt. Ich hatte eine schöne, große Plattensammlung und daher gab es für mich eigentlich keine Alternative dazu. Als eines Tages aber eine Fluggesellschaft nach einem Gig meine Plattentasche verloren hatte, war das der totale Horror für mich! Seit dieser Zeit nehme ich immer weniger Platten mit und spiele verstärkt mit CDs. Lustigerweise habe ich sogar schon Gäste dabei „erwischt“, als sie meine CDs stibitzen wollten. CDs zu verlieren macht mir aber deutlich weniger aus. Grundsätzlich ist es für mich wichtig, dass ein DJ inhaltlich überzeugt und die Leute unterhält. Der eingesetzten Technik schenke ich in der Regel weniger Beachtung.

Beat / Spielst du mit dem Gedanken, deine eigenen Songs „live“ zu präsentieren?

Chaim / Ja, an einer solchen Umsetzung arbeite ich gerade. Ich bin daher auf die Musikproduktion mit einem Laptop umgestiegen und möchte auch die Machine Drum einbinden. Gerade jetzt, da mein Album fertig ist, habe ich das Verlangen, die Songs live zu spielen und neu in Echtzeit zu arrangieren. Ich finde, das ist eine sehr spannende Angelegenheit und ich freue mich schon auf die ersten Auftritte.

Albumkurzcheck: Chaim – Alive (BPitch Control)

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Chaim Avital präsentiert auf seinem Debütalbum „Alive“ deepe und atmosphärische House-Sounds. Der zwölf Songs umfassende Silberling bietet Futter für die Tanzböden dieser Welt, aber auch viele Stücke mit Songcharakter, die teilweise mit Gesangsparts aufwarten. Insgesamt liefert dieser Langspieler rund achtzig Minuten Kurzweil und lässt auch bei mehrmaligem Hören immer neue Facetten erschließen.

Chaim Top-Ten

1. Warren G – Regulate feat. Nat Dogg

2. Art of Trance – Monsoon

3. Walt J – Reborn (DJ Qu’s Journey Towards Birth Remix)

4. T-Coy – Carino (Greg Wilsons Reedit)

5. Mr Fingers – Mystery of Dub

6. Snuff Crew – More Fun

7. GG – Ibiza let go

8. Omar S – Under Jamaica

9. Motor City Soul – Simple (Deetron Remix)

10. The Beatles – All you need is love

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