DJ-Interview: Boris Brejcha

Geschrieben von Beat
23.12.2011
14:49 Uhr

Boris Brejcha bereichert seit 2006 mit anhaltender Begeisterung die elektronische Musikszene. Objektiv betrachtet mag seine musikalische Laufbahn im Vergleich zu manch anderen Künstlern noch recht kurz erscheinen. Trotzdem gelang es ihm in nur vier Jahren, internationales Interesse zu wecken. Neben seiner Produzententätigkeit ist Boris auch ein sehr gefragter DJ, der Aufträge zur Beschallung von Feierwütigen aus der ganzen Welt entgegennimmt.

(Bild: www.myspace.com/borisbrejcha)

Boris Pipiorke-Arndt sprach mit dem 28-jährigen Rheinland-Pfälzer Boris Brejcha über seinen musikalischen Werdegang, seine DJ-Tätigkeit und die Arbeit im Studio.

Beat / Wie bist du zur elektronischen Musik gekommen?

Boris / Mein erster Kontakt mit elektronischer Musik liegt weit zurück. Ein Mitschüler brachte eine „Thunderdome“-Doppel-CD mit in den Musikunterricht. Da war ich noch ein kleiner Knirps, der davor nur Mainstream vom Schlage „Erste Allgemeine Verunsicherung“ und „David Hasselhoff“ mitsang. Schnell fand ich Gefallen an dieser neuen Musik. Folglich wanderte ich von Hardcore über Rave bis hin zu Trance und stellte mir die Frage, wie man diese Art von Musik produziert.

Beat / Spielst du ein Instrument?

Boris / Ich spiele Schlagzeug und Keyboard. Des Weiteren bekam ich von meinem Halbbruder Tobias einen groben, überschaubaren Musikkurs. Er zeigte mir die wichtigsten Kniffe und Griffe. Das alles hat mir sehr geholfen, meine Musikproduktion mehr und mehr zu verfeinern und die Musik besser zu verstehen.

Beat / Hast du musikalische Vorbilder?

Boris / Ich hatte zu Beginn meiner Produzententätigkeit sehr viele Produktionen, die mir als Inspirationsquellen dienten. Als Beispiel wäre da: Members of Mayday „Sonic Empire“ oder ATB „9pm ’till I come“. Nach einigen Jahren und Hunderten Trance-Produktionen, die alle im Papierkorb verschwanden, schwappte ich dann hinüber zu Techno. Ich denke, dass ich in diesem Genre mein Zuhause gefunden habe.

Beat / Welches Equipment nutzt du zum Auflegen?

Boris / Zu meiner DJ-Premiere nutzte ich einen klapprigen Laptop mit dem Programm Traktor DJ Studio 2 sowie einen Controller, bei dem ich mit den Fingern immer zwischen den einzelnen Potis hängen blieb. Nach fünf bis sechs Auftritten kamen die Geräte in den Keller und ich wechselte zu CDs. Mit Vinyls habe ich noch nie professionell aufgelegt, da 2006 meiner Meinung nach das Vinyl-Zeitalter bereits vorüber war.

Beat / Wie stehst du zum computerbasierten DJing?

Boris / Das sehe ich mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite hatte es mir Spaß gemacht, mit Traktor meine Lieder zu mischen. Elektronische Musik drängt sich ja geradezu auf, mit der neuesten Technik abgespielt zu werden.

Es gibt aber zwei Gründe, warum ich nicht wieder auf den Hightech-Zug aufgesprungen bin. Zum einen existieren viele DJs, die computerbasiert mit vier Decks mischen. Das klingt bombastisch, produziert aber nur ein Gematsche an Sounds. Meist werden nur Loops ineinander gemischt, und kein Lied läuft mehr von Anfang bis Ende. Ich finde, das macht die Aussage eines Tracks kaputt. Der wohl wichtigste Punkt aber ist, dass ein DJ während seines Auftritts die meiste Zeit wie geistesabwesend in seinen Laptop starrt.

Beat / Wie dürfen wir uns dein Studio vorstellen?

Boris / Ich verwende einen schnellen PC mit Cubase 5, einen 28-Zoll-Monitor, ein CME-MIDI-Keyboard und ein Paar ADAM A8X. Als Soundkarte nutze ich die ESI Juli@ Maya44e. Da ich ausschließlich mit Software produziere, lege ich großen Wert auf einen perfekt abgestimmten PC. Meine derzeitigen Lieblings-Plug-ins sind von Fabfilter und Spectrasonics. Dazu das Effekt-Plug-in Discord3 von Audio Damage und die Vienna-Suite, die ich für das Mastering verwende. Zudem nutze ich die Synths Synplant und µTonic von Soniccharge, den Freeware-Effekt Redshift2 von BSerrano, die V-Collection von Arturia und diverse andere.

Beat / Du veröffentlichst nahezu ausschließlich auf Harthouse Mannheim. Wie ist der Kontakt zustande gekommen?

Boris / Nun, das war Glück! Ich kann mich noch an die Zeit weit vor Harthouse erinnern. Zu Beginn meiner Künstlerlaufbahn veröffentlichte ich einige EPs auf dem Berliner Label Autist-Records. Irgendwann hatte ich dann den Mut, ein Demo an Harthouse zu schicken und ich war sofort herzlich willkommen und wir planten die ersten Veröffentlichungen.

Beat / Hast du Tipps für unsere Leser, wie sie die Hürde zur ersten eigenen Veröffentlichung meistern können?

Boris / Ein Patentrezept gibt es nicht. Am besten versendet man seine Lieder und wartet ab. Das Wichtigste ist, nie aufzugeben. Wenn man immer am Ball bleibt und Freude daran hat, wird man früher oder später ans Ziel kommen. Wichtig ist auch, seinem Stil treu zu bleiben und nicht das produziert, was die Labels gerne hätten.

Album-Kurzcheck

My name is Boris Brejcha (Harthouse Mannheim)

Boris Brejcha präsentiert mit seinem aktuellen Longplayer „My name is Boris Brejcha“ ein waschechtes Techno-Album. Alle Songs sind extrem tanzbar und bieten trotz des relativ eng gesteckten musikalischen Rahmens eine große Bandbreite. Unser Urteil: Daumen hoch und abtanzen!

Top Ten von Boris Brejcha

1. Come Closer (Kollektiv Turmstrasse Remix) – Robert Babicz

2. Hypnotized – Oliver Koletzki feat. Fran

3. Summer Fruit – Toolman aka F. Grant

4. The End Of It All – John Tejada

5. Enamor – Dam Fanel

6. Trentemøller – Miss You

7. Boogler – Patrick Chardronnet

8. Citrus – Akvo

9. Mooi – Gorge

10. Chordalia – Kaiserdisco

von Boris Pipiorke-Arndt

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