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Digitale Kultur: Slow Media

Das Netz brachte Musikfans eigentlich genau das, was sie sich immer schon erträumt hatten: alle Musik der Welt auf Knopfdruck – und zwar sofort. Erstaunlicherweise erweist sich diese Realität nun aber gar nicht so himmlisch wie vermutet: Immer mehr Hörer vermissen eine Perspektive und kapitulieren angesichts einer Flut an Klängen. In einer neuen Bewegung suchen die Enttäuschten nun nach Hoffnung: „Slow Media“ richtet sich auf den bewussten Konsum von Kunst, auf eine sinnliche Erfahrung sowie auf Formate, die man bereits tot geglaubt hatte.

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Slow Media, also langsame Medien – bei diesen Worten denkt man zunächst an die Frühzeit des Computerzeitalters, an C64 und Datasette, an 28-k-Modems und die Prä-MP3-Gesellschaft. Oder daran, dass das Internet mal wieder streikt, während man sich die aktuelle Staffel von „24“ herunterlädt. Für den amerikanischen Regisseur Kirby Ferguson hat der Begriff „Slow Media“ jedoch eine weitaus tiefere Bedeutung. Anfang des Jahres stutze Ferguson kurzentschlossen einen Monat lang seinen Medienkonsum zurecht: Browsen im Web und E-Mail-Korrespondenz wurden gänzlich gestrichen, und Fernsehen war ebenso tabu, wie soziale Medien wie Twitter oder Facebook. Virtuelle Kommunikation und digitaler Konsum wurden durch Papier und Bleistift, durch Radio und Bücher ersetzt. Das Ergebnis des Experiments laut Ferguson: „Ich fühle mich ausgeglichen und erfrischt. Ich habe mehr gelesen als sonst, und es ist mir sogar gelungen, meinen Kopf für zwanzig Sekunden am Stück komplett freizubekommen. Das klingt zwar nicht besonders beeindruckend, aber versuche Sie sollten es auch einmal versuchen!“

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