Clubreport: Monkey’s Club Düsseldorf

Geschrieben von Beat
17.12.2011
09:28 Uhr

Dass das Monkey’s einmal der kleine Bruder eines Beach-Clubs im Düsseldorfer Hafen war, weiß heute kaum noch einer. Die Strandbar ist inzwischen geschlossen, der Sand abgetragen. Unterdessen jedoch hat sich die intime Location auf der bei Nacht menschenleeren Kö zu einer Anlaufstelle für all diejenigen entwickelt, die in einer zunehmend standardisierten Clublandschaft nach etwas Einzigartigem, Erkennbaren und Ergreifenden suchen: Für Geschäftsführerin Martina Kamp sind Sound und Design niemals voneinander zu trennen.

(Bild: www.monkeysclub.com)
(Bild: www.monkeysclub.com)
(Bild: www.monkeysclub.com)
(Bild: www.monkeysclub.com)
(Bild: www.monkeysclub.com)

Für Martina Kamp stand schon immer fest, dass der Einflussbereich von Techno und House weit über die reine Musik hinausgeht. Die nur scheinbar einfach strukturierte Oberfläche von Dance bot von Anfang an eine vielseitige Plattform für einen Austausch zwischen den Künsten, für Multimediales, ungewöhnliche optische Konzepte und radikale gestalterische Experimente. Nicht ganz zu Unrecht nehmen nicht Sven Väth oder Wolfgang Voigt die Schlüsselrollen in „We Call it Techno!“, der vielleicht umfassendsten Dokumentation zum Thema, ein, sondern die charmant-durchgeknallte Designerin Elsa for Toys. Somit ist es wohl nur auf den ersten Blick überraschend, dass mit Kamp eine Kreativkraft mit den Wurzeln in Mode und Design das Management des Düsseldorfer Monkey’s übernommen hat. Denn genau wie Techno und House sich als Genre einer permanenten Revolution verschrieben haben, dürfen auch ihre Hochburgen und Tempel nicht dem Stillstand verfallen, sondern müssen sich wandeln, verwandeln, transformieren, mutieren und den Gefahren der sich immer wieder aufs Neue einschleichenden Routine trotzen.

(Bild: www.monkeysclub.com)

Ständiger Wandel

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Dank eines institutionalisierten Systems ständigen Wandels ist dies dem Club genau seit nunmehr sechs Jahren auf beeindruckende Weise gelungen: Alle zwölf Monate wird das komplette Innen- und Außenleben des Monkey’s durch ein neues ersetzt. Dabei ergeben sich farbenfrohe Kontraste und es mag manchem Stammgast erscheinen, als betrete er jedes Jahr eine gänzlich andere Location mit frischem Flair und Feeling. Auch der aktuelle Umbau führt Besucher wieder in eine neue Welt voller unerwarteter Überraschungen: „Das Jahr 2009 stand unter dem Zeichen der sehr minimal gestalteten und düster anmutenden ‚Monkey’s Religion‘ und ihrer ‚Zwölf Gebote‘, gestalterisch durch eine totale Konsequenz in Schwarzweiß abgebildet. Jeden Monat prangte dabei ein neues Gebot in großen weißen Lettern auf der Wand“, so Kamp, „2010 war es somit an der Zeit, diese Strenge des biblischen Technobunkers komplett aufzubrechen und mit neuem Licht, Farbe und einem spielerischen Inhalt zu überraschen. Daraus entwickelte ich ‚Le Manege du Monkey’s‘, eine Mischung aus Freak-Show, Coney Island und einer wilden, verruchten Manege aus einer vergangenen Zeit, neu interpretiert. Platz für Attraktionen, Spielerei und Schnauzer zum Ankleben. Spaß ist das Schlüsselwort!“

(Bild: www.monkeysclub.com)

Dass sich der Club in überschaubarer Zeit zu einer der angesagtesten Ausgehgelegenheiten in der an Highlights wahrlich nicht armen Düsseldorfer Innenstadt entwickeln würde, war nicht abzusehen, als das Monkey’s 2004 als Ableger der gleichnamigen künstlichen Strandoase im ehemaligen Industriehafen gegründet wurde. Schon bald aber entwickelte der Laden eine Eigendynamik, bestach durch eine konsequent auf Qualität ausgerichtete, eigenwillige Programmierung und eine selten gewordene Intimität: Die Kapazität von maximal 350 Gästen garantiert genau die familiäre Atmosphäre, welche Viele in einer Epoche überdimensionierter Großraumdiscos und kalkulierter Massenspektakel vermissen. Es ergibt durchaus Sinn, wenn ein begeisterter Besucher im Netz das Monkey’s als den letzten wahren Club der Stadt bezeichnet. Während sich das Monkey’s affengleich-frech von einem Höhepunkt zum nächsten hangelt, musste der Strand aufgrund fehlgeschlagener Verhandlungen mit den Behörden nach Köln ausweichen. Allein in der vergangenen Partysaison standen Top-DJs wie Onur Özer, Karotte, Anthony Collins, Jens Zimmermann, Tobi Neumann und Reboot samstäglich an den Turntables, während sich der Freitag zu einer wichtigen Plattform für Nischen und eine bunte Vielzahl an Musikrichtungen herauskristallisierte.

Großartiger Sound

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Bei aller Liebe für visuelle Reize haben Kamp und ihr Team aber niemals die eminente Bedeutung eines großartigen Sounds für ihren Club außer Acht gelassen. So bezeichnet die Geschäftsführerin den Einbau der Martin-Audioanlage sowie die Zusammenarbeit mit Wolfgang Garçon und Atlantic Audio Anfang 2008 als den größten Meilenstein der eigenen Geschichte und als das „technische Highlight“ des Monkey’s schlechthin. Mit Atlantic Audio hat man dabei einen Spezialisten ins Boot geholt, dessen Kompetenz bereits zu Aufträgen vom legendären Berliner Watergate oder der tonangebenden Londoner Fabric geführt haben. Ausschlaggebend für die Entscheidung war dabei, dass das ebenfalls in Düsseldorf angesiedelte Unternehmen seine Konzepte stets individuell an die jeweilige Location anpasst, statt seinen Kunden konventionelle Standardlösungen anzubieten. Somit war auch von Anfang an klar, dass man nicht heimlich das Sounddesign vom räumlich ähnlich überschaubaren Robert Johnson in Frankfurt, das ebenfalls Atlantic Audio realisiert hatte, aufgedrückt bekam: „Wir haben direkt nach der ersten Besichtigung beschlossen, dass wir vom konventionellen Vierpunkt-Beschallungssystem weggehen und eine Zweipunkt-Beschallung machen“, so Projektleiter Jörg Sandmann von Atlantic Audio, „Der Grundgedanke dahinter war, dass der DJ mitten im Sound steht und, ganz old school, wie auf einer alten Stereoanlage, genau mitbekommt, was er gerade macht.“ Für die Umsetzung dieser Idee entschied man sich für hochwertige Martin-Audiowedges, die für die bei elektronischer Musik so essentielle optimale Auflösung sorgen. Für Sandmann reiht sich der Club damit in eine namhafte Riege von Locations ein, bei denen nicht die Lichtshow oder Spielereien, sondern eine „fette Soundanlage“ und ein „gutes, schlichtes Design“ an erster Stelle stehen – und setzt damit seiner Ansicht nach im Düsseldorfer Raum neue Maßstäbe.

(Bild: www.monkeysclub.com)

Entscheidend bei der Auswahl des Equipments war nicht der „Griff in die Trickkiste“, sondern die passgenaue Zusammenstellung der Komponenten mit der Elektronik, also der Endstufen und des Prozessors: „Die Anlage besteht aus einem hochwertigen XTA-Controller sowie den MC2-Verstärkern – ungemein professionelle Endstufen, die dafür bekannt sind, dass sie trotz sehr hoher Leistung einen schon fast HiFi-mäßigen Klang aufweisen“, so Sandmann, „Direkt danach kommen dann die bereits genannten Speaker von Martin Audio. Wir arbeiten auch mit zwei, drei Delay-Boxen im Raum, welche die Seitenbereiche beschallen sowie mit einem Toningenieur, der jedes System, das wir installieren, abnimmt und optimal in den Raum einmisst.“ Statt mit matschigen, brachialen Bassfrequenzen zu irritieren, besticht das Ergebnis durch einen klaren und druckvollen Sound mit einer hervorragenden Auflösung im Mittel-Hochtonbereich.

Mit dieser Anlage steht dem eigenen Anspruch, die sich allerorts verbreitende Club-Müdigkeit zu bekämpfen und „ein Wochenend-Zuhause zu schaffen für Gäste, die gleichermaßen Wert auf Atmosphäre wie auf zukunftsweisend moderne Musik legen“ nichts mehr im Weg. Denn Design, Musik, Stimmung und Sound sind immer nur kleine Puzzleteile im berauschenden nächtlichen Club-Erlebnis, das für Kamp immer noch mit nichts anderem auf der Welt zu vergleichen ist: „Persönlich bewegend ist immer der allererste Moment, in dem du selbst in der Mitte der Tanzfläche stehst, die ersten Klänge hörst, dich ein Ganzkörper-Sounderlebnis überkommt und plötzlich ein kollektiver Ausnahmezustand herrscht“.

von Tobias Fischer

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