Test

Test: Waldorf PPG Wave 3.V

Bereits im Jahr 2000 erschien die erste Software-Inkarnation des legendären PPG Wave, der seinerseits als Klassiker gilt. Nun legt Waldorf die Version 3 nach. Ob das VSTi dem hohen Erwartungsdruck standhält?

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Jeder, der in den frühen Achtzigern das Privileg hatte, den PPG Wave anzuspielen, erlebte sein blaues Wunder: Der von Wolfgang Palm erschaffene Synthesizer begeisterte nicht nur mit subtraktiven Standards, sondern auch mit spektakulären Glocken- und Chorklängen sowie brillanten digitalen Sounds. Dabei gestattete die Wavetable-Synthese sensationelle, bis dahin ungehörte Klangverläufe aus bis zu 64 verschiedenen Wellenformen. Als etwa 15 Jahre später mit dem PPG Wave 2.V eine überzeugende Emulation des einst sündhaft teuren Synthesizers erschien, kam endlich auch der Ottonormal-Musiker in den Genuss dieser inzwischen legendären Klänge. Weitere zehn Jahre später unternimmt Waldorf nun den Versuch, Gutes noch besser zu machen.

Wiedergeburt

Je nach Host-Rechner kann der PPG Wave 3.V bis zu 256 Stimmen pro Instanz erzeugen, wobei pro Stimme zwei Wavetable-Oszillatoren zum Einsatz kommen. Zur Klangformung lässt sich ein Tiefpass mit nachgeschaltetem Overdrive-Effekt nutzen. Die Modulationsabteilung besteht, wie gewohnt, aus einem LFO sowie drei Hüllkurven.

Bei der Nachbildung des legendären PPG-Wave-Klangs arbeitete Waldorf mit Wolfgang Palm zusammen, um den ausdrucksstarken Charakter des Hardware-Vorbilds bis ins kleinste Detail nachzuempfinden. Statt auf die Algorithmen seiner Vorgängerversion zurückzugreifen, wurde der größte Teil des PPG Wave 3.V neu entwickelt. Dabei soll der Synthesizer den Klang seiner Hardware-Vorbilder noch authentischer nachbilden, wie Entwickler Wolfram Franke verrät: „Wenn der PPG Wave 3.V im True-PPG-Modus arbeitet, kann man sein Klangverhalten umschalten. In der 2.V-Betriebsart verhält er sich weitgehend wie seine Vorversion, während im 2.2- und 2.3-Modus neue Oszillatoren und neue Hüllkurven arbeiten, die beide akribisch dem Original nachempfunden wurden.“ Und weiter: „Das Filter und der LFO hingegen entstammen in jeder Betriebsart dem PPG Wave 2.V. Wie sich während der Entwicklung zeigte, hält das Filter auch heute noch jedem kritischen Vergleich mit dem Original stand.“ Neu hinzugekommen sind jedoch ein Filtertyp mit einer Flankensteilheit von 12 dB pro Oktave sowie ein Drive-Effekt.

Neue Funktionen

Nicht nur die Synthesearchitektur des Plug-ins wurde überarbeitet. Vielmehr wartet der PPG Wave 3.V auch mit neuen Funktionen auf, wie Wolfram Franke berichtet: „Die beiden auffälligsten Neuerungen sind die Möglichkeit, Samples abzuspielen sowie die sechs Effekte pro Part. Die Effekte sind Algorithmen, die sich so ähnlich bereits im Largo finden.“ Der achtfache Multimode erlaubt dabei sogar das Abspielen von Multisamples. Mit viel Liebe zum Detail wurden dabei auch die Feinheiten der Sample-Wiedergabe simuliert: „Die internen Algorithmen arbeiten genau wie im Hardware-Vorbild mit 8 Bit beziehungsweise 12 Bit. Dadurch ergibt sich einerseits ein ganz spezielles Aliasing bei hohen, aber auch ein körniger Klang bei tiefen Noten.“ Schaltet man den True-PPG-Modus aus, werden die Samples in einer Auflösung von 32 Bit abgespielt.

Klang

Von Beginn an konnte der PPG Wave beweisen, dass digitale Sounds äußerst vital, organisch und ausdrucksstark klingen können. Auch heute hat dieser Klangcharakter nichts von seiner Faszination verloren und ist noch immer für Überraschungen gut. Dabei sorgen insbesondere die hervorragenden neuen Effekte für eine klangliche Frischzellenkur. So gelingen dank Transistorverzerrung und Röhrenübersteuerung auch unerwartet bissige Klänge mit dem Plug-in. Der ohnehin schon enorme Klangvorrat des Synthesizers wurde unter anderem durch über hundert neue Wavetables von Wolfgang Palm sowie die Möglichkeit der Sample-Wiedergabe erheblich erweitert. Trotz des riesigen Angebots an Wavetables werden Synthesizer-Freaks allerdings die Möglichkeit vermissen, eigene Wavetables erstellen zu können.

Fazit

Dank kleiner Feinheiten wie einer originalgetreuen Simulation der Abspielqualität und des Aliasing seiner historischen Vorbilder klingt der PPG Wave 3.V „noch authentischer“ als seine Vorgängerversion. Sein charaktervoller und brillanter Klang wurde auf eindrucksvolle Weise eingefangen. Doch nicht nur in puncto Authentizität weiß das Plug-in zu überzeugen, denn dank spannender Erweiterungen wie der Sample-Wiedergabe und der neuen Effekte, die den Synthesizer technisch und klanglich noch weiter aufwerten, zeigt sich die Emulation flexibel wie nie zuvor. Ein mehr als würdiger Nachfolger eines Plug-in-Klassikers. 

Bewertung
Name
Waldorf PPG Wave 3.V
Pro
  • charaktervoller Klang
  • Sample-Wiedergabe
  • großer Wavetable-Fundus
  • gelungene Effekte
  • intuitive Bedienoberfläche
Contra
  • keine eigene Wavetables
Preis
169 EUR
Bewertung
(91%)
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