Test

Test: Steinberg Halion Sonic

Innovatives Sound-Design-Tool, ultimative Workstation, unendliche Möglichkeiten – kein Superlativ scheint gewaltig genug für Steinbergs neues Produktionswerkzeug. Heiße Luft oder wirklich das Nonplusultra?

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Nach The Grand, Groove Agent und dem Sampler Halion war es etwas ruhiger um die Soundprodukte des Hamburger VST-Erfinders geworden. Hardware stand in den letzten Monaten im Vordergrund. Mit der Klangworkstation Halion Sonic meldet sich Steinberg nun eindrucksvoll zurück. Ob Synthese, Samples oder Rhythmen – es gibt keinen Bereich, den der Tausendsassa nicht zu bedienen weiß.

Fakten

Halion Sonic wird mit 12 GB Synth-, Sample- und Hybridklängen ausgeliefert. Über 1000 spielbare Sounds stehen nach der Installation bereit. Hinzu kommen bis zu 20 Artikulationen eines Sounds, ebenso 1500 Pattern für Arpeggios und Phrasen. Eigene Sounds lassen sich mittels Editoren für Synthese, Samples und Schlagzeug erstellen. Diese können, wie auch die Presets, als Multis geschichtet oder gesplittet werden.

Aufgeräumt!

Die Oberfläche von Halion Sonic präsentiert sich in gewohnt grau-blauer Cubase-Optik, Auswahlmarker stechen in Orange heraus. Im oberen Bereich finden sich globale Parameter und Anzeigen, links das Rack, in das bis zu 16 Klänge geladen werden können. Rechts daneben befindet sich der Hauptbereich, der verschiedene Seiten und Menüs zur Klangbearbeitung bietet. Im unteren Drittel finden sich Triggerpads und sogenannte Quick-Controls zur Zuweisung wichtiger Parameter. Darunter liegen die virtuelle Tastatur sowie der Sphere-Controller, der ähnlich einem Joystick zwei Parameter gleichzeitig verändern kann.

Synthese

Jeder Sound besteht aus bis zu vier Ebenen. Diese stellen jeweils eine komplette Klangerzeugung basierend auf Synthese, (Multi-)Samples, gemappten Loops oder Drumsounds bereit. Die Synthesesektion umfasst drei Oszillatoren, Suboszillator, Ringmodulator sowie Rauschgenerator. An Wellenformen stehen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck zur Auswahl, welche normal oder per Crossmodulation behandelt werden können. Der Synthese nachgeschaltet ist die Filtersektion, die Möglichkeiten zum Verketten und Überblenden von bis zu vier Filtern bietet. Neben zwei grundsätzlichen Typen, Classic und Tube-Drive, stehen 23 weitere Formen zur Auswahl, die Hoch-, Tief- und Bandpass sowie Notch- und Allpassfilter plus deren Kombination umfassen. Die Formung von Samples verläuft identisch. Das gebotene Klangmaterial umfasst akustische als auch elektronische Sounds; die Nutzung eigener Samples ist jedoch nicht vorgesehen.

Modulationen

Pro Ebene stehen vier Multisegmenthüllkurven mit maximal 128 Knotenpunkten zur Verfügung. Weiterhin sind vier LFOs mit acht Wellenformen enthalten. Zwei der LFOs besitzen einfache Attack-Hüllkurven, während der 32 Schritte umfassende Step Modulator rhythmische Phrasen beisteuert. Die Zuweisung sämtlicher Modulationen übernimmt eine umfangreiche Mod-Matrix.

Für Arpeggios bis hin zu komplexen Phrasen ist der sogenannte Flex Phrasor zuständig. Dieser liefert auf Tastendruck vollständige Melodien, sodass auch musikalisch unbedarfte Nutzer schnell eigene Songs zusammenklicken.

Effekte satt!

Effektseitig weiß Halion Sonic auch die wildesten Phantasien zu befriedigen. Jede Ebene bietet Slots für bis zu vier Inserteffekte, weitere vier Inserts stehen für alle Ebenen gemeinsam bereit. Send-Effekte werden, ebenfalls im Quartett, auf globalem Level geboten. Die Palette umfasst Dynamikprozessoren, Modulations-, Hall- sowie Verstärker- und Panningeffekte.

Angespielt

Trotz des enormen Funktionsumfangs wirkt Halion Sonic aufgeräumt und übersichtlich. Sämtliche Parameter sind mit wenigen Klicks zu erreichen, versteckte Untermenüs gibt es nicht. Das Klangspektrum geht weit über das Niveau einer herkömmlichen Workstation hinaus und besticht durch präzisen Wohlklang. Die Synthese glänzt durch voluminöse Oszillatoren und XOR-Modulation, durch die auch atonale, experimentelle Klänge zum Kinderspiel werden. Die Filtersektion ist dank Auswahl und Verkettungsmöglichkeiten inklusive Morphing ein weiteres Highlight. Mit dem Röhrenmodus lässt sich zudem der Klang anfetten, sodass der sonst reine Sound nach Belieben angeraut werden kann.

Fazit

Halion Sonic dürfte fast schon wegweisend für die Entwicklung künftiger Workstations sein. Kompromissloser Klang, ein großes Angebot an Synthese- und Klangformungsoptionen sowie studiotaugliche Werkspresets unterstreichen eindruckvoll die Möglichkeiten dieser Wunderwaffe. Ob IDM- und Glitchrhythmen, wahre Oldschool-Sounds für Hip-Hop oder Sixties, ob Pop, R’n’B, Techno oder House – Halion Sonic erweist sich als Alleskönner mit phantastischem Kreativpotenzial. Beide Daumen hoch!

Bewertung
Name
Steinberg Halion Sonic
Website
Pro
  • voluminöse Oszillatoren
  • Cross-/XOR-Modulation
  • vielseitige Filtersektion
  • Morphingfunktion
  • 16-fache Klangschichtung
Preis
249 EUR
Bewertung
(83%)
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