Test

Test: Native Instruments Komplete 7

Mit Version 7 erklimmt der Allrounder NI Komplete die nächste Evolutionsstufe und verleiht mit 90 GB Daten der Devise „größer, besser, schöner“ eine gänzlich neue Definition. Aus mittlerweile 24 Produkten kocht der Hersteller ein leckeres Sound-Menü. Wir bitten zu Tisch.

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In der siebten Generation beinhaltet Komplete stolze 24 Einzelprodukte mit insgesamt über 10.000 Sounds und 90 GB Sample-Material. Serienmäßig enthalten sind, wie gehabt, der Sampler Kontakt 4 mit einer 43 GB großen Sample-Bibliothek, die Synthesizer Absynth 5, Massive und FM8, der Drumsampler Battery 3, das virtuelle Gitarrenstudio Guitar Rig 4 Pro sowie die neue Version 5.5 des modularen Soundstudios Reaktor, dem Beat in der kommenden Ausgabe einen ausführlichen Test widmen wird.

Vorspeise

Parallel zu Komplete 7 hat Native Instruments auch das insbesondere auf Einsteiger ausgerichtete Produkt Komplete 7 Elements auf den Weg gebracht, das mit seiner 12 GB großen Klangbibliothek einen preisgünstigen aber dennoch nahezu vollständigen Einstieg in die Welt der digitalen Klangerzeugung darstellt. Mit Komplete 7 Players bietet der Hersteller zudem ein kostenloses Paket mit den vier Plug-ins Reaktor 5 Player, Guitar Rig 4 Player, Kontakt 4 Player und Kore 2 Player und einer 1 GB großen Klangbibliothek an. Komplete 7 und Komplete 7 Elements liegt ein Gutschein im Wert von 50 Euro bei, den Sie im Online-Shop von Native Instruments gegen jedes beliebige Produkt der Komplete-Instrumente und Effekte einlösen können.

Hauptgericht

Zum unverändert günstigen Preis bietet Komplete 7 mit einer großen Auswahl neuer Klangerzeuger und Effekte einen erheblichen Mehrwert gegenüber seiner Vorgängerversion: Das Angebot synthetischer Klangerzeuger wird durch den subtraktiven Synthesizer Reaktor Spark erweitert, der mit einer expressiven Spielbarkeit glänzt. Mit dem Plug-in gelingen sowohl warme Klänge analoger Couleur als auch bissige, kreischende Sounds, wobei das Ergebnis immer sehr lebendig und dynamisch ausfällt. Für eindrucksvolle atmosphärische Klänge sorgt das Hybridinstrument Acoustic Refractions, das Field-Recordings von Quellen wie Eisblöcken, Sprühdosen, Tiefgaragen und der Golden Gate Bridge mit elektronischen Sounds aus Absynth und FM8 kombiniert.

Mit Komplete 7 reagiert Native Instruments auf Kundenwünsche und bietet dem Käufer vier virtuelle Pianos, die von dem inzwischen eingestellten Akoustik Piano adaptiert wurden. Auch die elektrischen Pianoklänge aus Elektrik Piano haben Einzug in die Sample-Bibliothek von Kontakt 4 gehalten. Der Fundus an hochwertigen Samples akustischer und elektrischer Instrumente wurde ferner mit Abbey Road 60s Drums sowie einen E-Bass und E-Pianos des Sampling-Experten Thomas Scarbee kräftig aufgewertet. Dank „The Finger“ ist zudem ein Performance-orientierter Multieffekt für Reaktor an Bord, der von dem englischen Soundzauberer Tim Exile programmiert wurde. Mit seinem mehr als vierzig Effekte umfassenden Arsenal stellt das Plug-in ein wahres Eldorado für kreative, temposynchrone Soundmanipulationen dar. Des Weiteren enthält Komplete 7 fünf brandneue, auch separat erhältliche Instrumente und Effekte aus dem Kreativlabor der Berliner Softwareschmiede. Leider liegt nur eine spärliche Installationsanleitung bei, während ausführliche Dokumentationen ausschließlich als PDF-Dokument enthalten sind.

Reaktor 5.5

In der Version 5.5 wartet Reaktor nicht nur mit einer komplett überarbeiteten Bedienoberfläche auf, sondern auch mit zwei neuen Synthesemodulen: modal und additiv. Mit dem monophonen Lazerbass ist gleich ein neuer additiver Synthesizer von den Massive-Machern an Bord. Außerdem enthält das modulare Soundstudio nun auch die bewährten Sammlungen Electronic Instruments 1 & 2 mit insgesamt 17 Synthesizern, Drumcomputern und Effekten. Auch der Structure-Editor und die Audioengine wurden verbessert. Erfreulicherweise kann die neue Version von Reaktor nicht nur mit ihren spannenden neuen Modulen und dem größeren Instrumentenangebot zu punkten, sondern auch mit mehr Bedienkomfort und einer einsteigerfreundlicheren Dokumentation.

Reaktor Prism

Der polyphone Synthesizer, der mit Reaktor 5.5 oder dem kostenlosen Reaktor 5 Player genutzt werden kann, nutzt die Möglichkeiten des Physical Modeling, um die Eigenschaften realer Instrumente zu simulieren. Dank seiner äußerst flexiblen Synthesestruktur liefert der Klangerzeuger ausdrucksstarke und oftmals unvorhersehbare Klänge, die sehr dynamisch auf verschiedene Anschlagstärken und das Modulationsrad reagieren. Mit 300 studiofertigen Sounds spricht er auch weniger schraubfreudige Musiker an. Das Effektangebot des Reaktor-Instruments umfasst eine Amp-Simulation, ein achtpoliges Filter, Flanger, Stereo-Delay und Reverb.

Mit Reaktor Prism ist Native Instruments zweifelsohne ein weiter großartiger und äußerst flexibler Synthesizer gelungen, der mit Bravour ein erstaunliches Spektrum zwischen realitätsnahen und extrem synthetischen Klängen abdeckt. Seine Stärken sind lebendige Pads und Ambient-Klänge, knackige Bässe, digitale Lead-Sounds, organische Klangwelten, Perkussives sowie Flöten- und Glockensounds. Dabei klingen die Nachbildungen akustischer Instrumente wie Gitarren und Bässen zum Teil täuschend echt.

Vintage Organs

Einen mehr als gleichwertigen Ersatz für die Orgelsimulation B4 II, die in Komplete 6 dem Rotstift zum Opfer gefallen ist, stellt das neue Produkt Vintage Organs dar. Dieses bietet dem Käufer mit Hammond B-3, C-3, M-3, VOX Continental II und Farfisa Compact fünf Orgelklassiker für Kontakt 4 oder den kostenlosen Kontakt 4 Player. Die klassischen Sounds wurden aufwendig gesamplet und lassen sich mithilfe der Hüllkurve und dank einer kompletten Klangkontrolle per Zugriegel sowie Percussion-, Chorus- und Vibratofunktionen auf vielfältige Weise formen. Zur Veredelung stehen ein Overdrive-, Rotor- sowie ein Halleffekt bereit.

Neue Effekte

Mit den drei neuen Effekten Rammfire, Traktor’s 12 und Reflektor baut Native Instruments auch das Modulangebot von Guitar Rig 4 und dem erhältlichen Guitar Rig 4 Player aus. Alle drei Produkte sind mit umfangreichen Regelmöglichkeiten und intuitiven Bedienoberflächen ausgestattet. Wie der Name schon vermuten lässt, widmet sich Rammfire dem charakteristischen Gitarrensound von Rammstein. In Zusammenarbeit mit Richard Zven Kruspe, dem Gitarristen der Band, entstand eine Verstärker- und Lautsprecheremulation, die mit ihrem durchsetzungsfähigen Klang insbesondere bei verzerrten Klängen brilliert. Dabei wurden der Pre-500 Dual Rectifier Amp sowie das Aufnahme-Setup des Gitarristen modelliert, sodass Sie Ihre Gitarrenriffs und Soli im Handumdrehen mit dem brachialen Sound von Rammstein veredeln können. Nicht zuletzt dank der gelungenen Presets aus der Feder von „Scholle“, wie Kruspe von Freunden genannt wird, erhalten Sie mit Rammfire eine echte Geheimwaffe für mächtige Riffs und aggressive Lead-Klänge.

Traktor’s 12 gestattet Ihnen hingegen den direkten Zugriff auf zwölf erstklassige Effekte aus der DJing-Software Traktor. Enthalten sind ein Delay- und ein Reverb-Modul, Zerr- und LoFi-Effekte sowie Ringmodulator, Filter, Pitchshifter und Gater. Mit Beatmasher, Reverse Grain und Beat Slicer sind ferner interessante Sampling-basierte Spezialeffekte für abgefahrene Loop-Manipulationen an Bord. Die 120 enthaltenen Multieffekt-Presets decken eine breite Palette von klassischen Anwendungen über kreative Klangzerstörung bis hin zu komplexen Remix- und Spezialeffekten ab.

Mit Reflektor steht nun auch in Guitar Rig ein erstklassiger Faltungshall zur Verfügung. Das Modul bietet mehr als 300 Impulsantworten von hochwertigen Hallgeräten, realen und virtuellen Räumen sowie Sounddesign-Impulsantworten. Die Nutzung eigener Samples ist dabei ebenfalls möglich. Jedoch ist das Plug-in nicht nur auf realistische Halleffekte abonniert: So gelingen mit Reflektor dank der Möglichkeit, im „Reverse“-Modus frühe Reflexionen im Ausgangsmaterial zu positionieren, auch „gehauchte“ Hall- oder eindrucksvolle Spezialeffekte. Die Sync-Funktion lässt sich hingegen für „pumpende“ Beat-Effekte nutzen. Neben der ausgezeichneten Klangqualität des Effekts wissen auch seine geringe CPU-Last und das schnelle Laden der Impulsantworten zu begeistern. Keine Frage, Guitar Rig 4 ist schon längst weit mehr als ein Amp-Simulator, sondern auch ein hervorragendes Sounddesign-Werkzeug, das nun durch Rammfire, Reflektor und Traktor’s 12 noch mächtiger wird.

Fazit

Mit Komplete 7 ist Native Instruments ein großer Wurf gelungen. Zu einem unschlagbaren Preis erhalten Sie ein leistungsfähiges und beliebig erweiterbares Plug-in-Paket mit einem nahezu unerschöpflichen Kreativpotenzial sowie einer riesigen Bibliothek hochwertiger Samples. Wer bereits einen Sequenzer sein eigen nennt, findet in Komplete 7 ein umfassendes Starterpack für die Software-basierte Produktion. Aber auch allen, die ihr Plug-in- und Klangarsenal durch eine große Sammlung virtueller Instrumente und Effekte sowie eine immense Sample-Bibliothek erweitern möchten, ist die Sammlung wärmstens zu empfehlen.

Ein bestimmtes Produkt als Highlight hervorzuheben, fällt dabei äußerst schwer: Die bereits in Komplete 6 enthaltenen Produkte gelten nicht ohne Grund seit Jahren als Studiostandards, und auch die neuen Klangerzeuger und Effekte stehen diesen in puncto Klangqualität, Flexibilität und Bedienkomfort in nichts nach. Ganz großes Kino!

Bewertung
Name
Native Instruments Komplete 7
Pro
  • immenses Kreativpotenzial
  • spannende neue Instrumente und Effekte
  • ausgezeichnete Klangqualität
  • intuitive Bedienoberflächen
  • exzellentes Preisleistungsverhältnis
Contra
  • keine gedruckte Dokumentation
Preis
499 Euro; Update: ab 199 Euro
Bewertung
(100%)
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