Test

Test: MFB Microzwerg

Der Berline Synth-Guru Manfred Fricke baut seine Zwergenkollektion weiter aus und schickt einmal mehr einen kleinen Analogen in das Rennen um die Anwendergunst. Ob die wirklich noch einen Desktopsynth brauchen?Mit dem Microzwerg stellt MFB das sechste Mitglied der Zwergenfamilie vor. Diese umfasst bisher bereits drei semimodulare Analogsynthesizer, einen semimodularen Drumcomputer sowie einen Stepsequenzer. Kann der Neue da wirklich noch Abwechslung bringen?

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Der Microzwerg kommt im schwarzen, MFB-typischen Industriegehäuse daher. Und wie gewohnt wird die blaue Frontplatte von zahlreichen Tastern, Drehpotis, LEDs und insgesamt 18 Patchbuchsen dominiert. Während die Bedienelemente der Bearbeitung am Gerät selbst dienen, erlauben die Patchanschlüsse Verbindungen zu anderem (semi-)modularen Equipment. Im Detail können analoge Steuerspannungen und Audiosignale an verschiedenen Stellen im Signalweg abgegriffen und eingeführt werden. Weitere Anschlüsse für CV- und MIDI-Signale sowie für die Stromversorgung finden sich neben einem Netzschalter auf der Rückseite des Gerätes. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, lediglich die Bedienung der beiden Minipotis für Glide und Keyfollow machten den kräftigen Fingern des Testers Probleme.

Doppelt klingt besser

Die Klangerzeugung erfolgt beim Microzwerg mithilfe eines Dual-Oszillators, der zwei separate Schwingkreise besitzt. Beide bieten die Wellenformen Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Der erste Schwingkreis verfügt zusätzlich über die Wellenform Nadelimpuls, der zweite einen Rauschgenerator. Mittels Potentiometer können die Klanggeber gegeneinander verstimmt werden, per Patchkabel sind zudem Synchronisation und Frequenzmodulation möglich. Klanglich braucht sich die Oszillatorschaltung nicht vor wesentlich teureren Boliden zu verstecken. Speziell kraftvolle Bässe und Leads wussten im Test immer wieder zu begeistern. Mit leichten Verschiebungen in der Stimmlage bekommt der Microzwerg einen ganz eigenen Charakter, den man schnell nicht mehr missen möchte.

Serielle Freude

Auch in puncto Filter setzt MFBs Neuling auf Verdoppelung. Zwei 12-dB-Multimodefilter stehen mit den Betriebsarten Tief-, Hoch- und Bandpass- sowie Kerbfilter bereit. Da die Filter seriell, also hintereinander geschaltet sind, erhöht sich die Flankensteilheit bei gleichem Modus auf 24 dB. Mit dem Space-Regler können die Grenzfrequenzen auseinandergezogen werden, was auch ungewöhnliche Verläufe zulässt. Die Resonanz reicht bis zur Eigenschwingung, ohne das Signal zu sehr auszudünnen. Den Funktionsumfang weiter ausbauend, können die Filter mittels Patchverbindungen auch parallel genutzt werden. Hierdurch wird der Microzwerg auch für externe Stereosignale nutzbar. Im Test war die Filtersektion das Highlight des Microzwerg. Dank ihrer Struktur gibt es hier auch für alte Hasen noch neue Klänge zu entdecken, die sonst meist nur mit Modularsystemen möglich sind. Im Klang sehr präzise, unterstützt das Filter die Oszillatoren geradezu perfekt, sodass auch Nuancen sehr schön herausgearbeitet werden können.

Mehr Leben

Für lebendige Klangverläufe wurden zwei LFOs integriert. Diese verfügen über die Wellenformen Dreieck, Rechteck und ansteigender Sägezahn. LFO1 bietet zusätzlich einen abfallenden Sägezahn, während der zweite eine Sample-&-Hold-Stufe besitzt. Intern sind die Schaltungen auf Tonhöhe oder Filterfrequenz vorverdrahtet, per Patchbuchsen können sie aber auch andere Ziele erreichen. Zudem kann LFO2 durch einen CV-Eingang in der Geschwindigkeit gesteuert werden. Dank One-Shot-Funktion ist auch der Gebrauch als simple Hüllkurven möglich, eine vollwertige ADSR-Hüllkurve ist aber selbstverständlich ebenfalls an Bord. Auch diese ist auf die Filterfrequenz vorverdrahtet. In der Praxis setzt sich auch bei den Modulatoren das gute Bild des Microzwerg fort. Die Hüllkurve kommt mit knackigem Ansprechverhalten und die LFOs decken einen großen Geschwindigkeitsbereich ab.

Raus damit!

Zu guter Letzt findet sich ein einfach gehaltener Verstärker, der per Gate-Signal gesteuert wird. Alternativ kann man per Patchkabel auf die Hüllkurve Einfluss nehmen. Leider wurde auf einen Lautstärkeregler verzichtet. In Sachen Platzaufteilung aber muss man Manfred Fricke loben: Beim gebotenen Funktionsumfang ist der Formfaktor geradezu winzig. Erreicht wird dies durch die Doppelbelegung einiger Parameter, die mittels Shift-Taste umgeschaltet werden können. Verwirrung tritt hierbei höchstens in den ersten Minuten auf.

Fazit

Der Microzwerg erweitert die Zwergenkollektion um ein charaktervolles Instrument. Speziell das Filterdesign ist in dieser Form sehr selten anzutreffen und birgt interessante, neue Möglichkeiten. Somit kann man auch Besitzern anderer Zwerge den Neuen nur ans Herz legen. Ein wunderbares kleines Stück Technik!

Bewertung
Name
MFB
Vertrieb: schneidersladen.de Microzwerg
Website
Pro
  • hochwertiger Klang
  • semimodularer Aufbau
  • außergewöhnliches Filterdesign
  • schnelle Hüllkurve
  • One-Shot-LFOs
Contra
  • Minipotis schwer bedienbar
  • kein Lautstärkeregler
Preis
380 EUR
Bewertung
(91%)
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