Test

Test: M-Audio GSR 12

M-Audio ist bekannt für hochwertige Studiohardware und präzisen Sound. Klar, dass Beat auch an das PA-Debüt des Herstellers hohe Erwartungen hat. Werden wir enttäuscht?Überraschend hat der Studiospezialist M-Audio seine Produktpalette um aktive Fullrange-Lautsprecher erweitert. Der Hersteller vertraut dabei auf seine Erfahrung und Kompetenz aus dem Bau von hochwertigen Studio-Referenzmonitoren. Ob das in der Praxis auch funktioniert, prüfen wir anhand der GSR 12, der größeren der beiden Zweiwege-Aktivboxen, jedoch jenseits der kuscheligen Studioatmosphäre.

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Wir haben die zwei Kartons direkt in eine kleine, finstere Turnhalle der Hauptstadt gebracht, wo sie zu einer ausgewachsenen Halloween-Party eingeladen waren. Einziger Programmpunkt: Mindestens acht Stunden Dauerbeschallung – von schauriger Gedichtrezitation über den Auftritt einer Metall-Werewolf-Band bis zur Partymucke mit extremsten Sounds. Schließlich ist ja Geisterfest und da wollen wir die Kräfte der Unterwelt ordentlich wachrütteln.

Handling ohne Horror

Schnell sind die Aktivboxen ins Rigg geflogen. Die fünf dafür vorgesehenen Hängepunkte, das geringe Gewicht von 14 Kilo und drei ergonomische Griffe machen das ganz einfach. Der obligatorische Hochständerflansch ist natürlich auch vorhanden. Strom ist schnell gelegt und die Boxen durch die praktische Combobuchse verkabelt. Einschalten. Ein leichtes Knacken und 300 Watt RMS aus einer Class-D-Be-Amping-Endstufe stehen mit ganz leisem Rauschen bereit. Wenn sie loslegen, werden 127 dB Schalldruck in der Spitze erzeugt. Wir drehen die Lautstärkeregler auf Anschlag.

Die Mächte des Guten

Wie im Studio soll es dabei klingen, sagt M-Audio. Das beschreibt das Anforderungsprofil für eine mobile Klein-PA zwar nur unzureichend, weckt aber die Vorfreude auf guten Sound! Zwei aufwendige Chassis kommen dafür in jeder Box zum Einsatz. Ein Zwölfzoll-Basstreiber mit 2,5-Zoll-Schwingspule und Neodym-Magnet setzt 250 Watt von 55 Hz bis 2,8 kHz in Schall um. Dann übernimmt ein 1,3-Zoll-Kompressionstreiber mit Titanmembran bis 20 kHz. Eine aufwendige, präzise Frequenzweiche sorgt für saubere Trennung. Der Abstrahlwinkel der Aktivlautsprecher ist auf 90 mal 60 Grad optimiert und auch sonst wurde bei der Konstruktion des robusten Kunststoffgehäuses der Bassreflexboxen darauf geachtet, dass sich der Sound möglichst naturgetreu und linear entfaltet.

Geheimwaffen

Je nach Anforderung an die Box lassen sich außerdem vier unterschiedliche Equalizer-Presets schalten. „Normal“ steht dabei für den angestrebten linearen Frequenzverlauf, „HiFi“ für die dezente Anhebung von Höhen und Bässen für mehr Präsenz bei leisen Tönen, „DJ“ für mehr Power oben und unten und „Voice“? Genau, für differenzierte Mittenwiedergabe. Wenn das funktioniert, wäre die GSR 12 eine Allzweckwaffe.

Showdown

Schon beim Soundcheck wird deutlich, dass die Fullrange-Aktivlautsprecher sehr sauber klingen. Die etwas flache Stimme des Grusel-Rezitators ist schnell mit der Voice-Schaltung aufgepeppt. Das Metall-Trio ist da schon eine größere Herausforderung, denn hier wird es erstmals richtig laut. Wir hören genau hin, finden die Mitten etwas überbetont und wählen die Einstellung „normal“. Dann geben wir Gas – und sind erfreut. Es klingt nicht wie im Studio, sondern live und mit viel Druck. Der Sound klingt auffallend homogen und auch bei voller Last ohne gruselige Kompressionspumpe. Schließlich fletscht der DJ die weißen Zähne und will sich auch mal beweisen. Wir wählen die Einstellung „DJ“, finden das aber gerade bei hoher Lautstärke in den Höhen leicht übertrieben. Das ist natürlich Geschmackssache. Genauso wie der völlig subjektive Eindruck, dass die Boxen bei alter Soulmusik leicht verhext wirken, weil knurrige tiefe Mitten sie in unangebrachten Überschwang versetzten. Und natürlich ist ein Zwölfzoll-Basstreiber kein Subwoofer. Auf keinen Fall wird das jedoch die Partylaune trüben. Acht Stunden Dauerbetrieb, darunter bestimmt fünf Stunden im Grenzbereich zeigen: Die GSR 12 gehört zu den guten Mächten und hat am Ende alle Draculas, Frankensteine, Mumien und blutige Schwestern gut überstanden.

Fazit

Mit den Fullrange-PA-Boxen GSR 12 von M-Audio kann man jederzeit eine Menge Magie verbreiten. Sie sind zuverlässig, vielseitig, haben einen guten Sound mit ordentlich Druck und homogenem Klangbild. Und auch das Handling treibt einem nicht den Schweiß ins Gesicht. Neben schaurig schönen Partys gibt es sicherlich auch sonnigere Anlässe, zu denen diese Boxen zu einem fairen Preis viel Freude bereiten. Und wenn es mal richtig voll wird, stellen wir einfach den passenden Subwoofer dazu, den M-Audio für diese Modellreihe entwickelt hat. Wir sind sicher, der weckt Tote auf.

Bewertung
Name
M-Audio GSR 12
Pro
  • transparenter und druckvoller Sound
  • homogenes Klangbild
  • gute EQ-Presets
  • geringes Gewicht
  • solide Verarbeitung
  • gutes Handling
Contra
  • zahme Bässe
Preis
635 EUR
Bewertung
(83%)
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