Test

Test: Jomox M.Brane 11

Jürgen Michaelis, Mastermind hinter feinstem Analogequipment wie den XBase-Drummern, dem Sunsyn-Synthesizer oder den MBase- und Resonator-Modulen, kommt aktuell mit zwei rätselhaften T-Bridge-Oszillatoren um die Ecke, die das eigentliche Geheimnis hinter Jomox’ neuem Klopfgeist mit Namen M.Brane 11 sind.

Anzeige

Genau genommen handelt es sich beim M.Brane um einen kleinen einstimmigen Analogsynthesizer, der speziell auf die Erzeugung von Drum-, Snare- und Percussionklängen hin optimiert wurde. Der Entwickler bezeichnet die Idee dahinter als „Analog Membrane Modeling“, was den Kern der Klangerzeugung recht genau beschreibt. Mittelpunkt des Systems ist ein Netzwerk aus zwei T-Bridge-Oszillatoren, deren Name sich aus dem Schaltungsentwurf aus je zwei Widerständen und Kondensatoren ableitet. Insbesondere in den Drumcomputern der Siebziger- und Achtzigerjahre, etwa in Rolands CR-78 oder der legendären TR-808, sind diese Klanggeneratoren oft anzutreffen.

Bei idealer Stimmung erzeugen die Oszillatoren eine Sinuswelle. Bei einer Abweichung von dieser Resonanz klingt der Oszillator – ähnlich einer angeschlagenen Membran – in einer gedämpften Schwingung aus. Je negativer die Dämpfung ist, desto mehr wird der Oszillator zu einem Filter mit scharfer Güte, was gerade bei der Modellierung von Snare- oder Hi-Hat-Sounds sehr vorteilhaft ist.

Der zweite wichtige Parameter der Klangerzeugung ist die Kopplung. Auch hier dient eine reale Trommel als Vorbild: Zwischen den beiden Fellen sorgen Druckwellen für eine wechselweise Modulation. Durch Resonanz und gegenseitige Überlagerung entstehen neue Frequenzbänder und Obertöne. Ähnlich verhält es sich mit den beiden Oszillatoren des M.Brane. Durch positive oder negative Kopplung kann man die Schwingungen des Systems dämpfen oder verstärken. Das Resultat liegt im weiten Experimentierfeld zwischen tonaler Schwingung und wilder Resonanz.

Praxis

Soweit die Theorie – in der Praxis würde der stimmbare Sinus aus dem T-Bridge freilich viel zu langweilig klingen. Jomox hat daher seinen Percussionsynthesizer durch ein paar durchdachte Zutaten klanglich aufgewertet. Besonders wichtig zur Erzeugung von Snare- und Klicksounds oder metallischen Attacks ist ein Rauschgenerator mit Hüllkurve und anschließendem 6-dB-Tiefpass zur Klangformung. Gemeinsam mit dem Triggerimpuls und den Sounds aus den T-Bridge-Oszillatoren formen weißes oder gefiltertes Rauschen dann einen homogenen Klang. Bereits aus der MBase 11 bekannt ist das metallisierte Rauschen, ein komplexer, digitaler Multitongenerator, der aus 255 verschiedenen Kombinationen metallische Klänge erzeugt. Weil der M.Brane davon gleich zwei besitzt, stehen 65.535 verschiedene Noisepatterns zur Verfügung. Ebenfalls wichtig ist der Triggerimpuls, Gate genannt, der die beiden Oszillatoren überhaupt erst zum Schwingen anregt. Er kann entweder zwischen einer und fünf Millisekunden lang sein oder als Doppelimpuls mit regelbarer Impulsdauer gesendet werden. Der integrierte LFO moduliert ausschließlich die Tonhöhe eines oder beider Oszillatoren und bietet die vier Wellenformen Sägezahn, Sinus, Dreieck und Rechteck jeweils mit umkehrbarer Polarität.

Klang

Klanglich deckt der M.Brane 11 nicht nur eine große Bandbreite an Snare-, Percussion- und Drumsounds, darunter auch Einfelltrommeln wie Bongos oder Congas ab. Auch alle Arten von Klicks, Bleeps, Brummen, Rauschen sowie elektronisches Brizzeln und vor allem Tonales gehören zum Repertoire der weißen Kiste. Besonders reizvoll ist freilich der Grenzbereich nahe an den chaotischen Zuständen des Systems, die durch die kreuzweise Kopplung der Oszillatoren leicht herbeizuführen sind. Schon eine winzige Parameteränderung lässt den ganzen Klang in eine völlig neue Richtung kippen. Klar, dass der M.Brane 11 damit primär zur Spielwiese für Soundtüftler wird, die mit feinen Modulationen die Besonderheiten der Klangerzeugung herauszuarbeiten wissen.

Fazit

Das Klangkonzept des M.Brane 11 ist sicher gewöhnungsbedürftig, jedoch nicht ohne Reiz. Auf der Suche nach Neuem hat Jürgen Michaelis einmal mehr die ausgetretenen Pfade der Mainstreamsounds verlassen und eröffnet dem experimentierfreudigen Musiker ein weites Feld weitgehend unerforschter Perkussivklänge. Die vorbildliche MIDI-fizierung macht das Gerät nicht nur livetauglich, sondern bindet es auch perfekt in das Heimstudio ein.

Bewertung
Name
Jomox M.Brane 11
Website
Pro
  • flexible Klangerzeugung
  • Metalize-Funktion
  • vorbildliche MIDI-fizierung
  • externer Triggereingang
Preis
279 EUR
Bewertung
(100%)
Mehr zum Thema
Anzeige