Test

Test: Crystall Ball

Den Crystall Ball als einfachen USB-MIDI-Controller zu beschreiben, ist laut Hersteller Naonext eine grobe Untertreibung. Vielmehr soll es sich bei dem Gerät um ein modernes Musikinstrument handeln, das anstelle von Klaviatur, Drehreglern und Fadern fünf optische Sensoren zur Steuerung von Synthesizern, Effekten und DAW-Parametern einsetzt. Das Ganze geschieht durch einfache Handbewegungen, theoretisch ein toller Weg um Auftritte stimmungsvoll und gleichzeitig intuitiv in Szene zu setzen. Welche Programme und Funktionen im Zugriff stehen, lässt sich über 24 Taster bestimmen. Dank 24 Speicherbänken mit jeweils fünf Sets scheinen selbst umfangreiche Setups komplett kontrollierbar zu sein. Alternativ können die Taster auch eigenständig genutzt werden, beispielsweise zum Triggern von Patterns oder dem Spiel von Noten. Ein interessanter Ansatz, der schon bei ersten Präsentationen für einiges Aufsehen sorgen konnte. Ist die Technik auch wirklich ausgereift? 

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Hingucker

Der Crystall Ball ist mit den Maßen 32 mal 19 mal 11 Zentimetern vielleicht nicht unbedingt kompakt, durch das geringe Gewicht von 1,3 Kilogramm aber trotzdem leicht transportabel. Sein Gehäuse besteht zu großen Teilen aus Aluminium, die Kuppel wurde aus weißem Kunststoff gefertigt. Einmal über das mitgelieferte Netzteil mit Strom versorgt, beginnt sie in geheimnisvollem Blau zu schimmern. Die optischen Sensoren sind in einem Halbkreis rund um die Kuppel positioniert, ihre Aktivität wird durch LEDs visualisiert. Als weitere Bedienelemente nennt der Crystall Ball insgesamt 32 Silikon-Taster sein eigen. Sie leuchten, je nach gewähltem Betriebsmodus, in Blau oder Weiß. Wie eingangs erwähnt sind 24 der Komponenten zur Anwahl und Steuerung von Parametern einer Soft- oder Hardware gedacht, die restlichen Knöpfe dienen Set- und Bankwechseln sowie weiterführenden Funktionen. An Buchsen bringt der Crystall Ball neben dem Stromanschluss einen USB-BPort und jeweils einen MIDI-DIN-Eingang und -Ausgang mit. Ferner gibt es einen zweipoligen Pedal-Weg in 6,3mm Klinkentechnik. Er kann neben Fußschaltern auch für andersartige Bedienelemente eingesetzt werden, etwa Bewegungs- oder Drucksensoren. Einzige Vorgabe ist die maximale Eingangsspannung von 3,3Volt. Der Aufbau des Gerätes ist überaus robust, bruchgefährliche Komponenten waren im Test nicht auszumachen.

Kristallkugel

Die 24 Parameter-Taster des Crystall Ball sind in einer Matrix mit sechs mal vier Bedienelementen angeordnet. Über die ersten fünf horizontalen Spalten lassen sich den Sensoren Funktionen zuschalten oder entfernen, die sechste Reihe dient der (De-)Aktivierung kompletter Knopfreihen. Ähnlich wie man es bei der Clip- Ansicht aus Ableton Live kennt. Als Datenarten stehen Noten, MIDI-CC-Werte und Program-Changes zur Auswahl, jeder Taster kann einzeln editiert werden. Dank fünf Sets und 24 Speicherbänken stehen somit bis zu 480 Ziele für jeden Sensor im Zugriff, genug um auch ausufernde Live-Sets in den Griff zu bekommen. Ergänzend ist die Reichweite der optischen Bedienelemente zwischen fünf und 35 Zentimeter einstellbar, was vor allem in beengten Umgebungen von Vorteil ist. Leider geht dies momentan nur global für alle Elemente.

Alleingang

Alternativ können alle oben genannten Datentypen auch direkt durch die Taster versandt werden, eine schöne Ergänzung um etwa Clips, Samples oder Noten zu triggern oder Effekte zuzuschalten. Die Einstellung sämtlicher Werte erfolgt mit Hilfe einer Software für Windows und OS X, die sich kostenlos von der Hersteller- Webseite herunterladen lässt. Als weitere Optionen können zum Beispiel die Helligkeit von Kuppel, LEDs und Bedienelementen variiert und der Fußschalter-Eingang mit MIDI-Kommandos belegt werden.

Praxis

Im Test ging das Konzept des Crystall Balls fast komplett auf. Die optischen Sensoren liegen weit genug auseinander, um unabhängig voneinander bedient werden zu können. Da sich mehrere Funktionen gleichzeitig aufschalten lassen, sind bereits über eines der Bedienelemente komplexe Parameter-Veränderungen oder das Spiel von Synthesizern nach Vorbild eines Photo-Theremins möglich. Bei kleinen Aktivitätsbereichen muss man allerdings Wertesprünge hinnehmen, Einstellungen über circa 20 Zentimeter lassen sich hingegen angenehm differenziert nutzen. Über die Funktionstaster ist das dauerhafte Halten von Werten möglich, so dass die Hände dann wieder frei für andere Parameteränderungen sind.

Fazit

Mit dem Crystall Ball hat Naonext ein innovatives Bedienkonzept für Hard- und Software vorgelegt, das sich durch intuitive und augenfällige Handhabung auszeichnet. Dank der großen Auswahl an Sets und Speicherbänken stehen auch üppige Geräteparks oder Software-Setups im direkten Zugriff, der Editor macht die Modifizierung einzelner Komponenten zum Kinderspiel.

Bewertung
Name
Naonext Crystall Ball
Pro
  • innovatives Bedienkonzept
  • solider Aufbau
  • viele Sets und Speicherbänke
  • flexibel editierbar
Contra
  • optische Sensoren bei geringer Reichweite ungenau
Preis
499 EUR
Bewertung
(83%)
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