Test

Test: Aphex 500 Series

Seit geraumer Zeit bietet der Outboard-Spezialist Aphex auch Module in APIs 500er-Rackformat an. Kann man sich damit modular den Gerätepark seiner Träume zusammenstellen?

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Die Hardwareschmiede Aphex ist seit Dekaden für ihr innovatives und wohlklingendes Outboard- Equipment bekannt. Es wird von Musikern und Produzenten rund um den Globus eingesetzt und dank vergleichsweise günstiger Preise können selbst Hobbyisten leicht in den Genuss dieser Schaltungen kommen. Neben Einzelgeräten bietet der Hersteller auch eine umfangreiche Produktpalette in APIs 500er-Rackformat an. Sie umfasst eine ganze Reihe Vorverstärker und Bearbeitungsstufen, die nach Vorbild beliebter Baugruppen konstruiert und an die Anforderungen des Modular- Konzeptes angepasst wurden. Mit dem USB 500 Rack gibt es zudem einen höchst innovativen Ansatz zu entdecken. Als erstem Bolide seiner Gattung wurde ihm neben Modul-Slots auch ein vollwertiges Audiointerface spendiert, die Integration in ein DAW-basiertes Setup soll dementsprechend einfach gelingen. Durch die Kombination von Gehäuse und Einschüben scheint man theoretisch für jedes Aufnahme- und Mix-Szenario gewappnet zu sein. Wie aber ist es um Sound und Performance bestellt? Wird auch die 500er- Serie dem guten Ruf von Aphex gerecht?

Die Basis

Das USB 500 Rack präsentiert sich mit den Maßen 27 mal 22 mal 14 Zentimetern angenehm kompakt. Sein Gewicht liegt bei vier Kilogramm, für den Transport wurde dem Gerät rechts ein solider Tragegriff angeschraubt. Metallgehäuse und die verbauten Komponenten wirken durchweg hochwertig, lediglich die Potentiometer wirken leicht wabbelig. Die Moduleinschübe bieten Platz für vier Single- Slot-Module, ihre Ein- und Ausgänge sind in symmetrischer XLR-Technik ausgeführt. Durch Schalter lassen sich mehrerer Baugruppen miteinander verketten, zum Beispiel, um aus mehreren Komponenten einen Channelstrip zusammenzustellen. Ferner lassen sich jeweils zwei Module für den Stereobetrieb verlinken; natürlich müssen die verwendeten Schaltungen dieses Feature unterstützen. Das integrierte USB-2.0-Audiointerface arbeitet mit einer maximalen Auflösung von 24 Bit und 96 kHz. Eingangssignale können entweder vor den Modulen an den XLR-Buchsen oder hinter ihnen abgefangen werden. Gleichsam lassen sich Signale vom Interface wieder in die Baugruppen schicken. So ist es möglich, die eingesetzten Schaltungen gleichsam für Aufnahmen, als Hardware-Inserts oder zur abschließenden Veredelung von Audiomaterial zu gebrauchen. Einziger Haken an dem Konzept ist, dass die Kippschalter für das Routing auf der Rückseite des Gehäuses angebracht sind. Eine frontseitige Montage hätte die Bedienung noch erleichtert.

Zusätze

Als ergänzende Anschlüsse besitzt das USB 500 Rack zwei Studio-Klinkenausgänge für Monitoranwendungen. Neben einem Lautstärke-Regler verfügen sie über einen Mono- und einen Dim-Taster, letzterer dämpft Signale um -20 dB ab. Dazu kommt ein Kopfhörerbus mit zwei getrennt pegelbaren Buchsen, für digitale Signale gibt es S/PDIF-Wege im Cinch-Format. Insgesamt kommt man so auf sechs Audioeingänge und zehn Ausgänge. Zur Synchronisation und Kommunikation mit externem Equipment sind BNCWordclock- und MIDI-DIN-Schnittstellen an Bord. Neben Windows- und OS-X-Rechnern lässt sich das Audiointerface mit Hilfe eines Camera Connection Kits auch an iOS-Geräte anschließen. Klanglich spielt das USB 500 Rack auf professionellem Niveau. Der Frequenzgang ist glatt, Detailreichtum und Dynamik konnten voll überzeugen. Die Roundtrip-Latenzen hielten sich mit 3,3 Millisekunden in erfreulich engen Grenzen, Aussetzer oder Störungen traten im Testverlauf nicht auf.

Verstärkung satt!

Für diesen Test standen drei verschiedene Vorverstärker zur Verfügung, im Einzelnen die einkanaligen Single-Slot-Module A Pre 500 und J Pre 500 sowie die mit zwei Kanälen ausgestattete Dual-Slot-Variante Dual RPA 500. Die Ausstattung ihrer Signalflüsse ist äußerlich weitgehend gleich. Sämtliche Modelle verfügen über Trim-Regler, mit denen sich die Verstärkung zwischen +26 dB und +65 dB einstellen lässt. Pad-Taster erlauben die Dämpfung lauter Signale um -26 dB, optische Kontrolle ermöglichen 20-Segment-LED-Ketten. Eine 48-Volt-Phantom- Spannung und ein bei 75 Hertz greifendes Hochpassfilter sind auf Wunsch zuschaltbar, ferner gibt es eine Option zur Phasendrehung. Der Ausgangspegel lässt sich zwischen 16, 20 und 24 dB wählen. Für Instrumente wie E-Gitarre verfügen alle Module über frontseitig angebrachte 10 mOhm Klinkenbuchsen, der Eingang des verwendeten Gehäuses wird bei ihrer Nutzung aus dem Signalweg entfernt. J Pre 500 und Dual RPA 500 haben zusätzlich Mic- Limiter dabei, die Übersteuerungen vorbeugen sollen. In der Praxis war ihr Einsatz stellenweise allerdings deutlich hörbar, um eine penible Einstellung der Trim-Regler kommt man durch sie also nicht herum.

Jedem das Seine

Trotz des augenscheinlich gleichen Aufbaus ist das Innere der Vorverstärker grundverschieden. Dementsprechend sind die oben genannten Daten zum Teil eher als Richtwerte zu verstehen, durch Eigenheiten wie ihre voneinander abweichenden Einund Ausgangsstufen oder Hochpassfilter mit 12 dB/Oktave oder 18 dB/Oktave fördert jedes Modul einen eigenen Klangcharakter zutage. Der A Pre 500 ist vom Aphex 188 Preamp inspiriert worden. Er verfügt über eine Eingangsstufe mit Cinemag-Transformer und einen Jensen JT- 11DL Nickel-Ausgangs-Transformer. Sein Sound ist offen und detailliert, neben Sprache, Gesang und der Abnahme von allerhand akustischen Instrumenten eignet er sich damit auch hervorragend für Overhead-Mikrofone. Der J Pre 500 zeigt sich weniger höhenbetont, dafür aber im Bereich von Mitten und Tiefen ein ganzes Stück voller. Im Ergebnis kann er der menschlichen Stimme und einer Vielzahl an Instrumenten, zum Beispiel Cello oder Kontrabass, zu ordentlich Durchsetzungskraft verhelfen. Seine Schaltung basiert auf dem Aphex 1788A Preamplifier. Als Eingangs- Transformer kommt hier ein JT11K8 zum Einsatz, die Ausgangssektion ist erneut mit einem JT- 11DL bestückt. Der Dual RPA 500 wurde nach Vorbild des Aphex 207D Preamp modelliert. Seine Eingangsstufe ist in transistorloser Solid-State-Technik aufgebaut, die Ausgangsstufe kommt mit einer 12AT7-Röhre daher. Durch dieses Hybrid-Konzept möchte der Hersteller sauberen, aber gleichzeitig wohlig runden Sound schaffen. Mit Erfolg! Der Klangcharakter ist aufgeräumt und breit, wirkt rein subjektiv aber weniger detailliert als beim J Pre 500 und insgesamt eher unspektakulär.

Klangverbieger

Neben Vorverstärkern umfasst Aphexs 500er-Serie auch einen Equalizer, den EQF 500. Er basiert auf dem klassischen EQF-2 500, der seinerzeit für modulare API-Mischkonsolen entwickelt wurde. Das Modul bringt zwei Bearbeitungsstufen mit, die sich getrennt in den Signalweg schalten lassen. Die Erste bietet drei semi-parametrische Bänder für Höhen, Mitten und Tiefen. Sie arbeiten in den Bereichen 1 kHz bis 20 kHz, 250 Hz bis 5 kHz und 25 Hz bis 500 Hz. Anhebungen und Absenkungen sind um ±12 dB möglich. Höhen- und Tiefenband können mit Shelving- oder Glocken-Charakteristik betrieben werden. Die zweite Bearbeitungsstufe kommt mit Hochund Tiefpassfiltern daher. Ihre Einsatzfrequenzen lassen sich zwischen 20 Hz und 500 Hz beziehungsweise 1 kHz und 20 kHz wählen, die Flankensteilheit liegt bei 12 dB/Oktave. Als Eingangs-Transformer setzt das Modul auf einen JT11K8, der Ausgangs- Transformer ist erneut ein JT-11DL. Klanglich erweist sich der EQF 500 als überaus musikalisch. Die Glocken-Bänder sind bei größtmöglicher Verstärkung oder Reduzierung des Pegels eine Oktave breit, so dass sich sowohl wohlwollende Anhebungen als auch präzise Beschneidungen komfortabel erledigen lassen. Im Test wusste die Schaltung sowohl auf Gesang und Instrumenten als auch Summensignalen zu begeistern, ein vielseitiges Arbeitstier also.

Drückeberger

Für Lautstärke-Bearbeitungen hat Aphex das Modul Comp 500 erdacht, einen optischen Kompressor. Sein Vactrol-Element wurde speziell für den Hersteller entwickelt, als Ausgangs-Transformer wird auch hier ein JT-11FL eingesetzt. Mittels Drive- Regler lässt sich zunächst der Eingangs- Pegel justieren, maximal sind +27 dB machbar. Alsdann geht die optische Schaltung zu Werke. Sie arbeitet zackig, die Ratio kann zwischen 1,5:1 und 1:10 betragen. Als ergänzende Bedienelemente gibt es ein Release- und einen Lautstärke- Poti für den Ausgangspegel. Ferner sind Bypass- und Link-Schalter an Bord. Letzterer erlaubt die Verknüpfung von zwei Comp 500-Modulen, womit sich auch Subgruppen und Summen bearbeiten lassen. Zur Visualisierung von Eingangssignal und Pegelbearbeitung sind zwei 10-Segmente umfassende LED-Ketten an Bord. Der Sound des Kompressors zeigte sich im Test als geschmeidig und wohlwollend, mit Extremeinstellungen sind aber auch Pump-Effekte möglich. Das Einsatzgebiet ist dementsprechend weit gefächert: Es gibt kaum ein Signal, dem der Comp 500 nicht noch ein wenig zusätzliche Breite verleihen kann.

Kultfigur

Als letztes Modul stand für diesen Test das EX•BB 500 bereit, eine 500er-Variante des berühmten Aural Exciters inklusive der Big-Bottom-Technologie. Die transformerlose Schaltung splittet Audiomaterial in drei Wege auf. Durch einen Kanal wird das Originalsignal in Richtung des Ausgangs weitergeführt, die beiden anderen gehen in Richtung der Bearbeitungsstufen. Im Falle des Exciters wird zunächst ein Hochpassfilter durchlaufen, das zwischen 600 Hz und 5 kHz zu Werke geht. Anschließend erweitert ein Oberton- Generator das harmonische Spektrum im Höhenbereich, die Intensität der Eingriffe lässt sich mittels eines Potis regeln. Die Big-Bottom-Schaltung arbeitet ähnlich, hier wird als erste Stufe allerdings ein zwischen 50 Hz und 200 Hz einstellbares Tiefpassfilter durchlaufen. Anschließend folgt ein Phasen- und Dynamik-Prozessor, der Audiomaterial mehr Breite und Wucht hinzufügt. Auch hier ist die Intensität der Bearbeitung über ein Poti justierbar. Die Ergebnisse lassen sich mithHilfe von Amount-Reglern zum Originalsignal hinzufügen, dank getrennten Bypass- Schaltern kann man Effekt-Mischung und Rohmaterial jederzeit miteinander vergleichen. Wie nicht anders zu erwarten arbeitet der EX•BB 500 kompetent. Höhen lassen sich wesentlich offener und prägnanter darstellen, die Big-Bottom-Technologie sorgt für ordentlichen Druck. Die Pegelunterschiede sind im Vergleich zu einem herkömmlichen Equalizer dabei erfreulich niedrig. 

Fazit

Mit ihrer 500er-Serie hat Aphex eine ganze Reihe nützlicher Module im Programm, die Aufnahmen und Bearbeitungen von Audiomaterial auf professioneller Ebene ermöglichen. A Pre 500 und J Pre 500 ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen Klangcharakteristika sehr gut, mit einer Kombination mehrerer solcher Module ist man bestens auf jede Produktion vorbereitet. EQF 500, Comp 500 und EX•BB 500 überzeugen durch ihre musikalische Arbeitsweise, die sie für eine Vielzahl von Signalen interessant macht. Das Highlight im Test war allerdings das USB 500 Rack. Dank der Kombination von Modulrahmen und Audiointerface lassen sich Schaltungen damit kinderleicht in ein DAW-basiertes Setup integrieren.

Bewertung
Name
Aphex 500 Series
Pro
  • solider Aufbau
  • hochwertiges Audiointerface
  • Routing-Optionen
  • detailliertes Klangbild
  • wohlwollend ...
  • ... und vielseitig
  • einzigartige Arbeitsweise
  • guter Funktionsumfang
Contra
  • unspektakulärer Sound (RPA 500)
Preis
891 (500 Rack) / 653 (A Pre 500) / 713 (J Pre 500) / 951 (Dual RPA 500) / 593 (EQF 500) / 593 (Comp 500) / 296 (EX BB 500) EUR
Bewertung
(92%)
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