Test

Roland D-05 im Test: Kann dieser D-50-Klon begeistern?

Nachdem die wichtigsten Analogsynthesizer von Roland bereits abgearbeitet wurden, hat man jetzt den digitalen D-50 ins Boutique-Format geschrumpft.

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Features
  • Nachbildung des Roland D-50
  • 16-stimmig polyphon
  • polyphoner Step-Sequenzer
  • 64 Pattern
  • Arpeggiator
  • 64x6 Presets, 64x8 User
  • USB-/Batterie-Strom
  • USB-MIDI-/Audiointerface

Nachdem die analogen Klassiker wie Jupiter-8 und SH-101 bereits erfolgreich in digitaler Miniaturform neu aufgelegt worden, widmet sich Roland in seiner Boutique-Serie erstmals dem Nachbau eines digitalen Synthesizer. Der D-05 soll eine exakte klangliche Nachbildung des legendären Roland D-50 bieten, der vor allem Ende der 80er mit seinem prägnanten und neuartigen Sound die Charts dominiert hat.

Während sich Roland bei den anderen Boutique-Geräten der Analog Circuit Behavior-Technologie (ACB) bedient, die eine originalgetreue Nachbildung analoger Schaltkreise verspricht, macht dies beim Nachbau eines digitalen Synthesizers wenig Sinn. Aber da die Marketing-Abteilung schlagkräftige Begriffe benötigt, wurde der Nachbau von Digitaltechnik mit Digitaltechnik tatsächlich DCB genannt, also Digital Behavior Technology. Nun ja, wichtiger ist für die meisten wohl, dass diese Technologie etwas ressourcenschonender arbeitet und der D-05 deshalb – wie das Original – 16 Stimmen statt der Boutique-üblichen vier Stimmen bietet.

Zu detailgetreu

Das äußere Design entspricht im Prinzip einer verkleinerten Version des D-50, und damit verbunden kommen wir auch gleich am Anfang zum aus unserer Sicht größten Nachteil des D-05. Während Ende der 80er Jahre die Toleranzgrenze bezüglich umständlicher Bedienung deutlich niedriger war, da man keine Alternativen bei digitalen Synthesizern hatte und zudem für die Mühen mit neuartigen und bisher ungehörten Klängen belohnt wurde, sieht dies heutzutage schon anders aus. Eine Bedienung über ein zweizeiliges Display und ein paar Taster ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Angesichts der Vielzahl an Klangparametern hätte eine volle Bestückung vergleichbar mit dem für den D-50 erhältlichen Programmer PG-1000 natürlich nicht auf die kleine Oberfläche gepasst, aber zumindest ein paar Makroregler wie bei Korgs DX7-Klon Volca FM oder eine Handvoll frei belegbarer Regler wären doch durchaus möglich gewesen. Rolands erste Reinkarnation des D-50 im V-Synth punktete bereits vor 15 Jahren mit Touchscreen und 8 zuweisbaren Reglern. Es bleibt zu hoffen, dass Roland noch eine Neuauflage des PG-1000 präsentiert. Angeblich soll der D-05 aber komplett MIDI-kompatibel zum D-50 sein, sodass theoretisch ein originaler PG-1000 zur Programmierung verwendet werden kann – wenn Sie ein solches Exemplar finden sollten. Interessanter ist diese Information eher in Bezug auf vorhandene Editoren wie die iPG-800-App für iOS, die auch einen PG-1000 virtuell nachbildet und in Verbindung mit einem iPad zumindest Touchscreen-Bedienung des D-05 bieten würden. Hoffnung auf einen speziellen Editor von Roland für den D-05 machen wir uns dagegen nicht, hier haben die Japaner schon beim JD-Xi hartnäckige Ignoranz gezeigt.

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Kompakt und transportabel

Mit ihren Maßen 300 x 128 x 46 mm und einem Gewicht von unter einem Kilogramm inkl. Batterien ist die kleine Metallkiste nicht nur solide, sondern auch durchaus portabel ausgefallen. Batteriebetrieb und eingebauter Mini-Lautsprecher unterstützen dies noch. Die Bedienoberfläche kann mit dem Boutique-Dock auch zum Nutzer hin angeschrägt aufgestellt werden. Zudem ist der D-05 wie seine Boutique-Geschwister kompatibel mit der Mini-Tastatur K-25m. Die beiden Ribbon-Controller ersetzen Modulationsrad und Pitchbender. Nicht vergessen werden sollte der vom D-50 übernommene Joystick, mit dem sich u.a. zwischen verschiedenen Partials überblenden lässt. Leider lässt er sich mangels MIDI-Implementation nicht in der DAW automatisieren. Es bleibt zu hoffen, dass Roland hier noch nachbessert; JP-08 & Co. wurden ja auch nachträglich noch erweiterte MIDI-Kontrolle spendiert.

Audio und MIDI via USB

Alle Anschlüsse finden Sie auf der Rückseite. Line- und Kopfhörerausgang sind als Miniklinke-Buchsen in Stereo ausgeführt. Der Line-Ausgang ist übrigens sehr leise, hier müssen Sie den Gain am Mixer oder Soundkarte schon ordentlich aufdrehen. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass Roland genügend Headroom nach oben lassen musste für den Fall, dass alle 16 Stimmen gleichzeitig in voller Lautstärke gespielt werden. Da der D-05 aber im Gegensatz zum Original nahezu rauschfrei arbeitet, hat der geringe Pegel in der Praxis kaum negative Auswirkungen.

Daneben hat Roland auch einen Mix-Eingang eingebaut, über den Sie externe Signale (z.B. einen Drumcomputer wie die TR-09) unkompliziert auf den Ausgang durchschleifen können. Zur Verbindung mit MIDI-Equipment dienen zwei DIN-Buchsen. Der Micro-USB-Anschluss übernimmt neben der Stromversorgung auch die Kommunikation mit einem Computer. Hierüber werden nicht nur MIDI-Signale ausgetauscht, sondern der D-05 kann auch als Audio-Interface mit 44,1 oder 96 kHz Auflösung arbeiten. Auch dies kennen wir bereits von den anderen Boutiques, und es macht sie zu gern gesehenen Partnern für Laptop-Nutzer.

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D-50-Klangerzeugung

Die im D-05 verbaute Klangerzeugung entspricht bis ins kleinste Detail dem Vorbild D-50, der Klon ist daher Patch-kompatibel. Es gibt pro Stimme zwei Tones (Upper/Lower), die jeweils aus zwei Partials bestehen. Ein Partial nimmt eine vergleichbare Rolle mit einem Oszillator eines analogen Synthesizers ein und kann die Wellenformen Sägezahn oder Pulswelle erzeugen. Beide Wellenformen (auch die SAW!) sind für lebendigere und volle Klänge in der Pulsweite modulierbar. Ein Tiefpassfilter, Hüllkurven und LFO formen den Klang. Neben dieser klassischen subtraktiven Synthese in digitaler Form kann ein Partial aber auch ein kurzes Sample abspielen. Auch wenn es heutzutage schwer nachvollziehbar ist: Ende der 80er Jahre lechzten die Musiker nach Synthesizern, die glasklare und durchsetzungsfähige Sounds und möglichst naturgetreue Nachbildungen von Naturinstrumenten wie Klavier liefern konnten – also genau die Klänge, bei denen sich die gängigen Analogsynthesizer schwer taten. Da Speicherplatz aber teuer war, entwickelte Roland die innovative LA-Synthese und kombinierte dabei typische Analogklänge mit kurzen Samples. So kann ein Analogsynth zwar einen schönen Streicherteppich erzeugen, das charakteristische Streichen des Bogens über die Saiten einer Violine aber nicht überzeugend nachbilden. Und da das menschliche Ohr dem Anfang eines Klanges besondere Aufmerksamkeit widmet, hat Roland zum Sparen von Speicherplatz dem D-50 und natürlich auch dem D-05 jede Menge sehr kurzer Attack-Samples spendiert, die genau diese prägende Anfangsphase des Sounds abbilden. Für den Bauch des Klanges ist dann die subtraktive Synthese verantwortlich.

Roland D-05: der Hybrid-Synthesizer

Dieses Hybrid-Konzept machte den D-50 direkt nach Erscheinen zu einem absoluten Renner. Allein die Presets wurden damals gefühlt in jedem zweiten Song im Radio und fast jedem Werbe-Jingle eingesetzt, bis ein Jahr später mit der Korg M1 der nächste Digital-Bestseller erschien. Auch heutzutage ist die Kombination durchaus noch interessant, und zwar nicht nur für Nostalgiker. Aufgrund der oben bemängelten komplizierten Bedienung steht aber zu befürchten, dass sich kaum jemand die Programmierung eigener Sounds antun wird und der D-05 wie sein Vorbild zur reinen Preset-Schleuder verkommt. Immerhin hat Roland dem D-05 zusätzliche Presets inklusive der optionalen Expansion-Karten und auch moderne Variationen spendiert, sodass mehr Auswahl als beim Original besteht und nicht allein auf die altbekannten Standardsounds zurückgegriffen werden muss. Die klanglichen Stärken des D-05 liegen bei glockigen Flächen (Fantasia), Pads (Soundtrack), allen Arten „röchelnder“ Sounds sowie dank einiger kurzer Loops im Samplespeicher auch Digitalsequenzen und Effekten. Das Digitalfilter hat ebenfalls einen ganz besonderen Klang mit hohem Wiedererkennungswert vor allem bei höheren Resonanzwerten, der sich deutlich von klassischen Analogfiltern abhebt.

Eingebaute Effekte

Eine weitere Besonderheit, die ebenfalls einen erheblichen Beitrag zum Erfolg des D-50 geleistet hat, war das eingebaute Effektgerät. Zum damaligen Zeitpunkt gab es in bezahlbaren Synthesizern bestenfalls ein Delay oder einen Chorus. Der D-50 bot aber neben einen Stereochorus (der noch weitere klassische Modulationseffekte wie Flanging beherrschte) auch einen eingebauten Stereohall sowie einen einfachen Equalizer. Diese Effekte sind auch im D-05 vorhanden, sind aber eher als nette Zugabe zu betrachten. Hier bieten aktuelle Digitaleffekte deutlich besseren Klang, und die Effekte des D-50 haben auch nicht den Charakter und Charme beispielsweise eines analogen Juno-Chorus.

Step-Sequenzer am Roland D-05

Ein besonderes Extra hat Roland dem D-05 spendiert, was sich viele bestimmt auch schon im D-50 gewünscht hätten: Einen polyphonen Step-Sequenzer. Bis zu 64 Schritte lassen sich Step-by-Step eingeben. Die 16 unteren Tasten dienen als Lauflichtanzeige und erlauben das Aktivieren und Deaktivieren einzelner Steps. Der Sequenzer verarbeitet allerdings nur Tonhöhe, Notenlänge und Shuffle-Intensität, aber keine Automation einzelner Parameter wie Filter-Cutoff. Dafür bietet er zumindest verschiedene Abspielrichtungen. Alternativ zum Sequenzer gibt es auch einen Arpeggiator mit Hold-Funktion.

Als weiteres Performance-Feature wurde vom D-50 die Chase-Funktion übernommen. Dies ist quasi ein MIDI-Delay, wie es in älteren Digitalsynthesizern oftmals als kostengünstigere Alternative für einen „echten“ Audioeffekt eingesetzt wurde. Im Prinzip wird hierbei eine gespielte Note erneut getriggert, meist mit absteigender Lautstärke/Velocity, um einen Echo-Effekt zu erzeugen. Klingt zunächst nicht sehr spannend, allerdings wechseln sich beim D-50 und auch beim D-05 dabei Lower und Upper Tone ab, was interessante Klangvariationen ermöglicht.

Klon oder Original?

Wenn Klangerzeugung und Bedienung identisch sind, weshalb sollte man dann zum D-05 greifen und nicht zum Original oder dessen tastaturloser Variante D550? Diese Frage hat sich bei den bisherigen Boutique-Geräten nicht gestellt, da ein Jupiter-8 oder eine TR-808 nur schwer und zum vielfachen Preis auf dem Gebrauchtmarkt zu ergattern sind. Beim D-50 sieht dies aktuell anders aus, aufgrund seiner hohen Verkaufszahlen und dem geringeren Kultstatus ist er relativ leicht und zu einem vergleichbaren Preis zu bekommen.

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Vorteil des D-05 ist das platzsparende und transportfreundliche Format, hinzu kommen der Step-Sequenzer/Arpeggiator sowie die moderneren Anschlüsse. Zudem ist der D-05 dank modernerer Technik auch nahezu rauschfrei. Dafür teilt der D-05 aber auch das gleiche Schicksal seiner Geschwister aus der Boutique-Serie: Er klingt unverkennbar nach dem Original, und Sounds lassen sich durchaus ähnlich nachbauen. Es fehlt aber das letzte Quäntchen Charme und Charakter, das die Vorbilder auszeichnet. Bei der digitalen Nachbildung analoger Schaltkreise ist das aus unserer Sicht noch eher nachvollziehbar als bei der Neuauflage eines digitalen Synthesizers. Aber bei unserem Vergleich zwischen dem D-05 (bereits im „Original“-Modus) und D-50 klang Letzterer einfach ein Stückchen druckvoller, runder und voller, und selbst der oben bereits erwähnte V-Synth mit D-50-Emulator war klanglich etwas dichter am Original dran. Aber das ist alles natürlich hochgradig Geschmackssache, es gibt sicherlich auch einige, denen der etwas sterilere und rauschfreie Klang des D-05 besser gefällt oder die den klanglichen Unterschied für unwesentlich erachten. Wer z.B. regelmäßig mit einer Top40-Band tourt und für die Hits der 80er und 90er die typischen D-50-Presets benötigt, wird den kompakten und robusten D-05 lieben! Für Studioproduzenten wäre allerdings das D-50-Plug-in, das Roland über seine Cloud anbietet und das dank aufklappbarer Bedienoberfläche eine deutlich bessere Bedienung bei gleicher Klangqualität ermöglicht, wohl die bessere Wahl.

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Fazit

Der D-05 von Roland hinterlässt im Test ein gemischtes Bild. So reizvoll ein D-50-Nachbau mit seinen typisch nasalen Röchelsounds, den glasklar-digitalen Klängen und den Hybrid-Sounds ist, so unattraktiv ist die Bedienung geblieben. Hinzu kommt, dass klanglich nicht ganz der Druck und Charakter des Originals erreicht wird. Für den D-05 spricht das kompakte Format und der zusätzliche Step-Sequenzer, Nostalgiker sollten aber besser zum Original greifen und Laptop-Nutzer finden in dem D-50-Plug-in von Roland eine bessere Alternative.

Dieser Artikel ist in unserer Heft-Ausgabe 148 erschienen.

Bewertung
Name
Roland D-05
Pro
  • charismatischer Sound
  • 16-stimmig
  • viele gute Presets
  • Expansions integriert
  • polyphoner Sequenzer
  • USB-Audio
  • Batteriebetrieb
Contra
  • umständliche Bedienung
Preis
329 EUR
Bewertung
(75%)
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