Test

Realivox Ladies V2

Da wir täglich Stimmen hören, ihren Klang haargenau kennen, sind sie äußerst schwierig zu emulieren. Die kalifornische Firma Realitone um Mike Green hat diesen Schritt gewagt. Mit der zweiten Version legt sie eine Überarbeitung und Erweiterung ihrer Frauen-Stimmen-Library vor.

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Sängerinnen
Die Library beinhaltet fünf Sängerinnen unterschiedlichen Charakters: Cheryl hat eine weiche schmeichelnde Stimme, Toni intoniert mit einer R'n'B-Stimme, die sich besonders gut in den tieferen Regionen anhört. Patty hat eine kräftige, gut für höhere Lagen einsetzbare Pop-Stimme. Die mittlere Lage deckt Julie prima ab und Teresa brilliert mit einer Opernstimme.

Bindungs-Ängste
Auf der Hauptseite legen Sie die wichtigsten Parameter fest. Neu in der zweiten Version der Library ist der erweiterte Legato-Bereich. Hier stehen drei Betriebsarten zur Verfügung: Mit Vowel-Legato wird beim Verbinden von Noten der letzte Vokal wiederholt. Bei der Artikulation „Shoo“ erklingt also ein verbundenes „Shoo-oo-oo“, was sehr organisch klingt – klasse! Wählen Sie das Phrase-Legato, klingt es „Shoo-shoo-shoo“. Diese beiden Modi sind monophon, das heißt, Sie können ausschließlich Einzeltöne spielen.
Möchten Sie mehrere Töne gleichzeitig erklingen lassen, benötigen Sie den Poly-Legato-Modus, der die Auskling-Zeit um einen einstellbaren Wert verlängert. Wird während dieser Zeit ein Ton/neue Töne angeschlagen, werden Release-Samples aktiviert. Alle drei Legato-Modi sind ebenfalls per Keyswitch – also auch während des Spielens – aktivierbar. Benötigen Sie kein Legato, drücken Sie zwei dieser Keyswitches gleichzeitig.

Freie Wahl
Die erste Sängerin wählen Sie ebenfalls auf der Hauptseite aus. Leider fehlt hier der Load-Button: Um einen Sängerinnen-Wechsel hörbar zu machen, muss der User erst auf die Mixer- oder Artikulations-Seite wechseln.
Das Timbre der Stimme können Sie in 25 Stufen zwischen dunkel, normal und hell festlegen. Dies beeinflusst nicht allein das „Alter“ der Sängerin, der Timbre-Slider hilft außerdem, bei Doppelungen ein natürlicheres Ergebnis zu erzielen. Im Test funktionierte dies – zusammen mit anderen Optionen, auf die wir noch eingehen werden – wunderbar.
Um schlechten Sound wegen ungleichmäßigen Spiels zu vermeiden, ist bei den meisten Artikulationen die Anschlagdynamik deaktiviert. Wollen Sie trotzdem Dynamik ins Spiel bringen, sollten sie dem Expression-Regler einen Controller zuweisen. Dieser steuert nicht ausschließlich die Lautstärke, sondern auch den Sound: Je leiser, je dumpfer wird die Stimme. Attack und Release bestimmen, wie schnell die Stimme einschwingt beziehungsweise wie lange sie nach Loslassen der Taste ausschwingt. Per Delay- und Reverb-Regler garnieren Sie die Stimmen zusätzlich.

Zehnfach
In den anderen Tabs offenbart die Library ihr ganzes Potenzial: Auf der Mixer-Seite können Sie bis zu zehn dieser Sängerinnen (Kanäle) aktivieren! Pro Kanal lassen sich Sängerin, Timbre, Lautstärke, Stereoposition, Delay und Feinstimmung festlegen. Auf diese Weise erstellen Sie kinderleicht gedoppelte oder getrippelte Sängerinnen: Sängerin in mehrere Kanäle laden, im Stereo-Panorama verteilen, Lautstärken anpassen, zeitlich leicht verzögern und/oder etwas verstimmen – fertig! Auch ganze Chöre sind auf diese Weise mit wenigen Mausklicks realisierbar. Wow.

Fazit
Einfach handhabbare Frauen sind selten, mit diesen Ladies aber macht die Arbeit Spaß: Auch weniger technisch Versierte dürften mit ihnen schnell zurechtkommen. Die Klangqualität überzeugte uns ebenso. In der aktuellen Version 2.1 liefert der Hersteller sogar noch ein Instrument mit verschieden langen Atemgeräuschen mit. Auch der relativ hohe Preis ist angesichts der Qualität vertretbar. Von uns: beide Daumen hoch!

von Michael Schymik

Beat-Bewertung: 5 von 6 | Preis Kontakt: 399 US-Dollar | Player-Version: 419 US-Dollar | Lite: 140/160 US-Dollar

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