Test

Nyborg-12

Der Nyborg-12 möchte dank klassischer Analogschaltungen authentischen Retro-Sound liefern. Eine musikalische Zeitmaschine aus dem Hause Analogue Solutions?

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Mit dem Nyborg-12 möchte Tom Carpenter, Gründer der Firma Analogue Solutions, Musiker und Publikum auf eine klangvolle Reise in die Vergangenheit schicken. Der monophone Synthesizer ist, mal abgesehen von seinem MIDI-Interface, komplett analog aufgebaut. Als Vorbild für Oszillatoren und Filter dienten Schaltungen klassischer elektronischer Instrumente wie etwa Tom Oberheims SEM. Wer sich nun an den ebenfalls von Analogue Solutions hergestellten Telemark erinnert fühlt, liegt nicht falsch. Der schon länger erhältliche Klangerzeuger verfolgt einen ähnlichen Ansatz, ist allerdings als modulares System ausgelegt. Beim Nyborg-12 sind sämtliche Baugruppen hingegen fest verdrahtet, die Auswahl analoger Audio- und Steuerspannungswege wurde im Vergleich deutlich reduziert. Experimentierfreunden mag dieser Punkt aufstoßen, Otto-Normal-Musiker dürften sich hingegen über den verbesserten Arbeitsfluss und den deutlich kleineren Formfaktor freuen. Zudem wurden die Schaltungen des Nyborg-12 um einige neue Funktionen ergänzt. Das Schraubvergnügen kommt, soviel sei an dieser Stelle bereits verraten, trotz von vornherein festgelegter Synthesestruktur also nicht zu kurz.

Architektur
Der Nyborg-12 setzt zwei VCOs, einen Sub-Oszillator und einen Rauschgenerator zur Klangerzeugung ein. Als Bearbeitungsstufen sind ein Multimode-Filter und ein Verstärker vorhanden. An Modulatoren gibt es zwei Hüllkurven und einen LFO, spielen lässt sich das Instrument über MIDI-Ports oder analoge Steuerspannungswege. Letztere setzen sich aus zwei CV-Eingängen für die Tonhöhen der Schwingkreise und einen Gate-Kanal zum Triggern der Hüllkurven zusammen. Ergänzend sind zwei CV-Anschlüsse für Parameter-Modulationen an Bord. Beide lassen sich auf die Grenzfrequenz des Filters anwenden, der mit „Ext“ betitelte Weg kann darüber hinaus auch auf diverse andere Ziele einwirken. Audiomaterial wird durch einen 6,3-mm-Klinkenweg ausgegeben. Zwei Eingänge im gleichen Format erlauben die Nutzung des Gerätes als Filtermodul. Strom bekommt der Klangerzeuger mit Hilfe eines externen Netzteils. Hardcore-Fans wird die Möglichkeit geboten, zwei Nyborgs via MIDI zu einem duophonen System zusammenzuschließen. Mit einem Software-Upgrade, welches auf Anfrage beim Hersteller erhältlich ist, lassen sich sogar vier der Synthesizer koppeln. Auch die Kombination mit anderen Instrumenten der Hardware-Schmiede ist machbar, etwa dem Leipzig-S.

Fazit
Der Nyborg-12 bildet den klassischen Sound von Vintage-Boliden detailliert nach. Bereits die Oszillatoren versprühen satten Retro-Charme, dank ihrer durchdachten Tonhöhen-, Sync- und Modulations-Konzepte können sie aber auch eine ganze Menge neuartiges Material generieren. Das Filter zeigt sich durch seine zwei Betriebsmodi als gleichsam vielseitig, von gutmütigen bis eigenwillig-aggressiven Ergebnissen ist alles möglich. Unterm Strich ist der Nyborg-12 damit nicht nur für traditionelle Bässe und Leads, sondern auch als Lieferant von elektronischem Schlagwerk und abgedrehten IDM-Klanggebilden bestens geeignet.

Von Henning Schonvogel

Beat-Bewertung: 5.5 von 6 | Preis: 989 Euro

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