Test

Moog DFAM im Test: Was leistet dieser analoge Drum-Synthesizer?

Nach der Mother bringt Moog mit DFAM einen weiteren semimodularen Synthesizer im Desktop- und Eurorack-Format auf den Markt, diesmal spezialisiert auf Drums.

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Features
  • Analoger Drumsynthesizer
  • zwei Oszillatoren
  • FM&Sync
  • Noise Generator
  • Moog-Filter (Tief-/Hochpass)
  • 2x8 Stepsequenzer
  • 24er Patchbay
  • inkl. Netzteil & Patchkabel

Exklusive Audiobeispiele finden Sie hier

Synthesizer von Moog wurden schon immer gerne zur Erzeugung analoger Drum- und Percussion-Sounds genutzt. Mit schnellen Hüllkurven, Selbstoszillation des Filters und nicht zuletzt dem druckvollen, bassbetonten Grundklang bieten sie hierfür die besten Voraussetzungen. Mit dem Drummer From Another Mother, kurz DFAM, hat Moog einen semimodularen monophonen Analog-Synthesizer neu im Programm, dessen Klangerzeugung speziell für dieses Aufgabengebiet optimiert wurde.

Die Technik des DFAM sitzt im selben Desktop-Gehäuse wie die Mother-32. Die Holzseitenteile sehen nicht nur chic aus, sondern dienen auch als Ständer und sorgen für eine zum Benutzer hin angeschrägte Oberfläche für bessere Bedienbarkeit. Wie die Mother-32 lässt sich auch der DFAM autark im Desktop-Gehäuse betreiben oder in ein Eurorack-Gehäuse schrauben.

Analog & nicht speicherbar

Selbst erfahrene Synthesizer-Programmierer dürften beim Erstkontakt mit dem DFAM zunächst etwas Zeit benötigen, um die Klangerzeugung zu durchschauen. Anfänger könnten sogar Schwierigkeiten bekommen, dem Synthesizer überhaupt einen Ton zu entlocken. Einen Speicher für abrufbare Presets bietet der vollanaloge DFAM nicht. Bei Moog hat man aber mitgedacht und einige Preset-Sheets beigelegt. Hierbei handelt es sich um Pappschablonen, die dank Aussparungen für die Bedienelemente direkt auf den Synthesizer gelegt werden können. Anschließend können Sie die Regler entsprechend der Markierungen einstellen und erhalten so einen guten Startpunkt für eigene Kreationen. Gut mitgedacht, denn dies erleichtert den Einstieg enorm.

Synthese für Drums

Und wenn man sich auf diese Weise erst einmal die Klangerzeugung und den Signalweg verinnerlicht hat, lässt sich der DFAM doch relativ leicht durchschauen. Denn der Drum-Synthesizer arbeitet im Prinzip mit der gleichen subtraktiven Synthese wie alle klassischen Analog-Synthesizer. Hierbei wurden aber einige Elemente speziell für die Eignung für Drums angepasst. So gibt es jeweils eine eigene Hüllkurve für Tonhöhe, Filter und Verstärker. Alle drei Hüllkurven verfügen dafür aber nur über eine regelbare Abklingzeit (Decay), auf vollständige ADSR-Bestückung müssen Sie verzichten. Da Drums aber ohnehin immer eine sehr kurze Einschwingzeit haben und anschließend auch nicht länger auf einer bestimmten Lautstärke verweilen, sind Regelmöglichkeiten für Attack und Sustain verzichtbar.

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Zwei Oszillatoren

Den Kern der Klangerzeugung bilden neben einem Rauschgenerator zwei Oszillatoren, die jeweils die Wellenformen Rechteck oder Sinus erzeugen. Die Grundstimmung lässt sich getrennt für jeden Oszillator in einem sehr weiten Bereich mit dem Tune-Regler einstellen. Jeder Oszillator kann in einstellbarer Intensität von der Pitch-Hüllkurve in der Tonhöhe moduliert werden. Bei sehr kurzen Decay-Einstellungen erhalten Sie Zocks und Zapps, bei etwas längeren Zeiten und weniger Intensität klassische Bassdrums und Toms von 808 bis 909. Wenn Sie statt der Sinus-Welle das Rechteck wählen, bekommen die Kicks mehr Obertöne ähnlich einer verzerrten Sinus-Bassdrum, was für härtere Musikstile interessant sein kann. Längere Decay-Zeiten erlauben die Erstellung typischer Disco-Toms aus den 70ern. Die Tonhöhenmodulation kann auch negativ, also absteigend erfolgen, was spannende Effekte ermöglicht.

FM und Sync

Oszillator 2 erweitert das Klangspektrum enorm. Denn er kann von Oszillator 1 in regelbarer Stärke in der Frequenz moduliert werden, was jede Menge kräftiger analoger FM-Sounds ermöglicht. Dies ist ein Bereich, den digitale Technik nach wie vor nur begrenzt klanglich nachbilden kann, und insbesondere bei Moog klingt die Frequenzmodulation immer herrlich kernig, sauber, edel und abgefahren zugleich. Wer einmal einen Minimoog unter den Fingern hatte, weiß, was wir meinen. Zudem lässt sich Oszillator 2 hart zu Oszillator 1 synchronieren. Bei Modulation der Frequenz von Oszillator 2 und Nutzung der Rechteckwelle erhalten Sie so die typischen obertonreichen, schneidenden und metallischen Sounds.

Drei kleinere Regler bilden die Mixer-Sektion. Hier bestimmen Sie, in welchen Lautstärken Oszillator 1 und 2 sowie der Rauschgenerator in das nachfolgende Filter geführt wird. Letzterer erzeugt im Gegensatz zu Moogs Sub-Serie kein Pink Noise, sondern das obertonreichere weiße Rauschen, was wir grundsätzlich begrüßen. Eine Wahlmöglichkeit wie beim Minimoog Model D wäre aber natürlich noch schöner gewesen.

Tief- oder Hochpass

Das Filter ist ein klassisches Moog 4-Pol-Kaskadenfilter. Es kann wie beim Schwestergerät Mother-32 nicht nur als Tiefpass-, sondern auch als Hochpassfilter betrieben werden. Während die Tiefpass-Variante fette, druckvolle Bässe ermöglicht, sorgt Hochpass für schneidende aggressive Sounds. Für die Filtermodulation steht eine eigene Hüllkurve zur Verfügung, deren Decay-Zeit bis auf ultraknackige 10 Millisekunden herabreicht. Nach oben hin geht der Regelbereich bis hin zu 10 Sekunden, sodass auch längere Klänge kein Problem darstellen.

Zusätzlich können Sie die Filterfrequenz mit dem Rauschgenerator modulieren. Alternativ ist unter Nutzung des Steckfeldes auch eine Modulation durch einen der Oszillatoren möglich, was dann klassische und sehr gut klingende Filter-FM ermöglicht.

Sehr schnelle Hüllkurven

Der Verstärker verfügt ebenfalls über eine eigene Hüllkurve. Auch hier finden Sie nur einen Decay-Regler, wir hätten uns für manche Sounds eine zusätzlich regelbare Ausklingzeit gewünscht. Über einen kleinen Kippschalter sind zumindest zwei verschiedene Einstellungen für Attack verfügbar, Fast und Slow. Fast entspricht den festen Einstellungen der Hüllkurven für Tonhöhe und Filter, mit 1 Millisekunde ist die Einschwingzeit nicht wahrnehmbar. Slow dagegen verlängert diese Zeit auf 100 Millisekunden, was zur realistischen Nachbildung bestimmter Percussionklänge mit weicherem Anschlag hilfreich ist und bei Basslinien Glide-ähnliche Effekte simulieren kann.

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Step-Sequenzer

Für den richtigen Groove sorgt der eingebaute Step-Sequenzer, der essenzieller Bestandteil des DFAM-Konzepts ist. Er bietet zwei Spuren mit jeweils acht Schritten. 16 kleine Regler erlauben den direkten Zugriff, insoweit unterscheidet sich der Sequenzer von der nicht sonderlich intuitiv zu programmierenden Variante in der Mother-32.

Die obere Spur widmet sich der Tonhöhe, wobei jeder Schritt über einen sehr weiten Regelbereich von zehn Oktaven verfügt. Das Erzeugen tonal sauberer Sequenzen ist daher nicht so einfach möglich, für die primären Aufgaben als Drumsynthesizer ist der weite Regelbereich aber von unschätzbarem Vorteil. Sie können per Kippschalter bestimmen, ob Oszillator 1 und/oder Oszillator 2 auf die Tonhöhenmodulation reagieren sollen. Gerade bei FM- und Sync-Sounds ist es klanglich interessant, nur einen Oszillator der Tonhöhe der Sequenz folgen zu lassen.

Die zweite Spur ist für die Velocity zuständig, soll also für die passende Dynamik der Sequenz sorgen. Velocity wirkt gleichzeitig auf die Intensität aller drei Hüllkurven, beeinflusst also die Modulation von Tonhöhe, Filterfrequenz und Lautstärke. Bei höheren Werten verändern sich auch die Decay-Zeiten. Bei Linksanschlag ist der Schritt quasi stummgeschaltet. Die Möglichkeiten reichen von subtilen Veränderungen für mehr Lebendigkeit bis hin zu kompletten Kick-Snare-Grooves.

Erweiterte Funktionen

Mit dem Trigger-Knopf spielen Sie den aktuell gewählten Step an, mit Advance wählen Sie den jeweils darauffolgenden Schritt. So können Sie detaillierte Einstellungen für jeden einzelnen Step vornehmen und das Ergebnis direkt akustisch überprüfen.

Da es sich um einen analogen Sequenzer handelt, lassen sich mit ihm auch eher ungewöhnliche und abgefahrene Sachen anstellen. So lässt sich das Tempo stufenlos bis in extrem schnelle Bereiche von ca. 10.000 BPM und damit auch in den hörbaren Audiobereich regeln. Und dank Patchbay können Sie mit Velocity oder Pitch das Tempo für jeden einzelnen Schritt getrennt ändern, was neben etwas Swing auch sehr komplexe Rhythmen erlaubt. Über die Patchbay können Sie Velocity und Pitch auch auf andere Ziele routen und so beispielsweise die Stärke der Frequenzmodulation oder die Lautstärke des Rauschgenerators pro Step modulieren. Und der Triggereingang schaltet den Sequenzer mit jedem eingehenden Signal einen Schritt weiter, sodass Sie mit einem externen Signalgeber rhythmisch noch variabler sind. Vermisst haben wir gerade aufgrund des weiten Regelbereichs des Tempo-Reglers eine Tap-Tempo-Funktion, hierfür benötigen Sie leider externes Equipment.

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Semimodular dank Patchbay

Die Patchbay bietet 15 Eingänge und 9 Ausgänge, um die interne Klangerzeugung zu modifizieren oder externes analoges Equipment einzubinden. Erwähnenswert ist zunächst der Eingang für externe Audiosignale. Wenn Sie hier einen anderen Klangerzeuger, sei es ein Oszillator aus einem Modularsystem, ein digitaler Synthesizersound oder eine Drumloop aus Sampler oder DAW einschleifen, tritt dieses Audiosignal anstelle des Rauschgenerators in den Signalweg und kann anschließend mit dem sehr gut klingenden Filter sowie dem Verstärker moduliert werden. In Verbindung mit dem eingebauten Sequenzer gibt der DFAM auch eine veritable Filterbox ab. Auf einige der weiteren Patch-Möglichkeiten sind wir bereits im Laufe des Tests eingegangen. Die erzeugten CV-Spannungen aller drei Hüllkurven lassen sich getrennt nach außen führen, um entweder externes Equipment zu modulieren oder beispielsweise die Stärke der Frequenzmodulation per Filterhüllkurve zu steuern. Beide Oszillatoren verfügen über separate Ein- und Ausgänge für jede Art von Modulationen im Audiobereich. Und dank Trigger- und Clock-Eingängen ist die Synchronisation mit Mother-32, anderem analogen Equipment oder mehreren DFAM kein Problem. Mithilfe eines analogen Synthesizers mit CV/Gate-Ausgängen oder eines MIDI/CV-Interfaces können Sie den DFAM über die Trigger- und VCO-Eingänge auch wie einen „normalen“ Synthesizer tonal spielen. Das ist durchaus gewinnbringend, denn neben Drums und Percussion erzeugt der DFAM bei Bedarf auch extrem knackige oder abgrundtiefe Bässe, schneidende Sync-Leads oder glockige FM-Arpeggios.

Analog-Klang

Und damit sind wir auch beim wichtigsten Punkt angekommen, dem Sound! Dank der superschnellen analogen Hüllkurven sind Klicks und Zaps kein Problem für den Synthesizer. Mit etwas weniger Tonhöhenmodulation erzeugen Sie ultra tiefe Bässe und Boom-Kicks, die den Subwoofer ebenso in Wallungen bringen wie eine originale TR-808. Aber auch satte Techno-Kicks im Stile einer TR-909 sind mit wenigen Handgriffen erzeugt, ebenso alle Arten analoger Toms. Der eingebaute Rauschgenerator sorgt für klassische Snares oder Simmons-Sounds. Dies alles geht bereits mit einem Oszillator, richtig spannend wird es bei Nutzung des zweiten Oszillators. Die hervorragend klingende Frequenzmodulation erweitert das Klangspektrum um FM-Bässe, Hi-Hats, Cymbals, Gongs und jede Menge schräger Effektklänge, die immer durchsetzungsfähig und edel und dabei nie zu anstrengend und nervig klangen. Selbst unser daneben stehende Analog Rytm MK2 hatte Schwierigkeiten, mit dieser rohen analogen Power mitzuhalten. Die Audiobeispiele stammen alle direkt und komplett aus dem DFAM und wurden live geschraubt, ohne Overdubbing mehrerer Spuren oder sonstige Nachbearbeitung. Es wurde lediglich bei einigen Beispielen etwas Hall oder Delay hinzugefügt.

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Fazit

So unspektakulär der DFAM zunächst wirkt, umso beeindruckender sind die klanglichen Ergebnisse. Der kleine Synthesizer bietet nicht nur analoge Drums und Percussion in hervorragender Qualität, sondern liefert auch überzeugende FM- und Sync-Sounds für Basslinien und Arpeggios ab. Dabei klingt er stets fett, teuer und edel und setzt sich hervorragend im Mix durch. Wesentlicher Bestandteil des DFAM-Sounds ist auch der eingebaute Sequenzer. Er wirkt minimalistisch, groovt aber ungemein und macht in Verbindung mit dem Moog-Sound einfach nur Spaß. Antesten wird unbedingt empfohlen!

Dieser Artikel wird in unserer Heft-Ausgabe 150 erscheinen.

Bewertung
Name
Moog Music Inc. DFAM
Pro
  • edler Analogsound
  • flexible Klangerzeugung
  • FM & Sync
  • semi-modular
  • Step-Sequenzer
Contra
  • kein MIDI/USB
Preis
649 EUR
Bewertung
(92%)
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