Test

Korg Volca Kick im Test: Wie druckvoll ist dieser Bassdrum-Synthesizer?

Der Volca Kick besitzt keinen klassischen Oszillator, sondern nutzt zur Klangerzeugung einen Nachbau des aggressiveren Revision 1 des legendären MS-20-Tiefpassfilters. Dem MS-20 wird gerne nachgesagt, dass er im Bassbereich etwas schwach auf der Brust ist. Dies mag auf den Oszillatorenklang zutreffen, die Filter selbst dagegen können bei hohen Resonanzwerten die Wände wackeln lassen. Der Volca Kick nutzt diese Stärke aus, indem das Filter durch hohe Resonanz zur Selbstoszillation gebracht und damit zum Klangerzeuger wird. Mit dem großen PITCH-Regler passen Sie die Tonhöhe an. BEND bestimmt die Stärke der Tonhöhenmodulation und TIME die Abklingzeit. Die Hüllkurve ist sehr schnell, Zocks und Zaps sind kein Problem. Eine Bend Reverse-Funktion erlaubt negative Modulation. Für definierten Attack mischen Sie ein kurzes Pulse-Signal hinzu. Der Verstärker besitzt eine Attack-Decay-Hüllkurve, für gehaltene Noten kann ein fester Sustain-Wert aktiviert werden. Zur Nachbearbeitung regelt TONE die Frequenz eines zweiten Tiefpassfilters, diesmal ein Nachbau der etwas zahmeren Revision 2 des MS-20. DRIVE bestimmt die Stärke der analogen Verzerrung.

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Sequenzer, Touch-FX Über die Folientastatur lässt sich der Sound tonal spielen und aufnehmen. Alternativ setzen Sie mit den Tasten einzelne Schritte im Step-Modus mit Lauflicht. Mit der Accent-Funktion betonen Sie mit einstellbarer Intensität einzelner Steps. Hier hätten wir uns bei Rechtsanschlag des Accent-Reglers eine deutlichere Auswirkung gewünscht. Slides lassen sich setzen, Active Step erlaubt das Überspringen einzelner Schritte und auch ein Swing-Regler ist an Bord. Der Volca Kick kann alle Reglerbewegungen (bis auf Tempo, Swing, Volume) als Motion-Sequenz aufnehmen. Zum Speichern von Sequenzen inklusive eingestelltem Sound(!) stehen 16 Speicherplätze zur Verfügung. Bei aktivierten Touch-FX dienen die 16 Folientaster zum Abrufen diverser Performance-Effekte. Neben Rolls mit verschiedenen Teilern und Looper können Sie per Tastendruck transponieren, aufgezeichnete Motion-Sequenzen deaktivieren oder durch Zufallswerte ersetzen und vieles mehr. Mehrere Effekte lassen sich gleichzeitig aktivieren. Sobald Sie den Finger wieder von der Taste nehmen, läuft die Sequenz normal weiter.

Praxistest Der Volca Kick braucht etwas länger zum Hochfahren als seine Geschwister. Wir vermuten, dass in dieser Zeit die analoge Klangerzeugung gestimmt wird. Nutzen Sie die Pause, um Ihre Boxen herunterzudrehen und die Nachbarn zu warnen. Denn was anschließend aus den angeschlossenen Lautsprechern tönt, ist pure analoge Power! Das MS-20-Filter selbst macht resonierend schon ordentlich Dampf, in Verbindung mit etwas Sättigung durch den analogen Verzerrer wackeln buchstäblich die Wände. Die sehr schnelle Pitch-Hüllkurve sorgt zusammen mit dem Pulse-Generator für knackigen Attack. Die aggressiven und brutalen Kicks machen den Volca Kick zu einer nahezu konkurrenzlosen Empfehlung für härtere Musikstile wie Industrial, EBM und Hardcore/Gabba. Klassische Technokicks in Richtung TR-909 sind aber auch möglich. Überraschend gut schlägt sich der Volca Kick auch als analoger Subbass. Insbesondere Plug-ins und Samples fehlt gefühlt oftmals ein wenig Tiefe, Fundament und Wärme. Im Test haben wir diverse Klangerzeuger mit dem Volca Kick gedoppelt und konnten auf Anhieb einen runden, warmen und ungezähmten Analogsound erzielen. Da der Volca Kick auch über MIDI tonal spielbar ist, ist eine Kopplung problemlos möglich. Selbst neu-analoge Hardware-Synthesizer wie die Bassstation II profitierten in unserem Test vom zusätzlichen Bass und Punch des Volca Kick.

Fazit Es fiel uns lange nicht mehr so schwer, ein Testgerät zurückzuschicken. Denn innerhalb weniger Tage hat sich der Volca Kick einen festen Platz in unserem Studio erarbeitet und wurde als Haupt-Bassdrum, treibende Zweit-Kick, prägnanter ''Zock''-Generator oder analoge Bassergänzung eingesetzt. Wenn Ihnen die aktuellen Synthesizer, Plug-ins und Drum-Sampler etwas zu brav klingen, rüsten Sie mit dem Volca Kick preiswert analoge Power abseits gängiger Klischees nach. Der Volca Kick ist kein Synthesizer für jedermann, unsere Empfehlung erhält er aber auf jeden Fall!

Beat-Bewertung: 6 von 6 | Preis: 165 Euro

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