Neutron, das neueste Plug-in aus dem Hause iZotope wird als revolutionäres neues Mix-Tool beworben. Es analysiert die klanglichen Eigenschaften verschiedener Audiospuren und schlägt anschließend vor, welche Bearbeitung erforderlich ist. Ein tolles Konzept aber wie bewährt sich dieses in der Praxis?
Mit dem Track Assistant bietet Neutron einen effektiven Mix-Helfer, der das Eingangssignal analysiert und automatisch erkennt, welches Instrument vorliegt. Nach dem Analysevorgang stellt der Assistent die integrierten Signalprozessoren (Equalizer, Kompressor, Exciter, Transient Shaper und Limiter) automatisch ein, um einen möglichst transparenten Mix zu erzielen. In der Praxis werden dabei oftmals die Höhen leicht angehoben und überpräsente Mitten oder wummernde Bässe entschärft. Anschließend können Sie nicht nur die Intensität der Bearbeitung regeln, sondern bei Bedarf alle Parameter der verwendeten Module anpassen. Klasse! Wie es sich für einen (virtuellen) Channel-Strip gehört, verfügt Neutron über hochauflösende Metering-Werkzeuge. Von der Applikation ist übrigens auch eine Advanced-Version erhältlich, die alle Module der Anwendung als separate Plug-ins sowie Surround-Unterstützung bietet.
Vor allem bei Club-Musik ist es ein häufiges Problem, dass Kickdrum und Bassline dieselben Frequenzbereiche besetzen. Um die beiden musikalischen Elemente aufeinander abzustimmen, lädt man Neutron bei beiden Spuren als Insert-Effekt. Über ein Menü in den einzelnen Plug-in-Instanzen können Sie dann bestimmen, welche Spuren verglichen werden sollen. Mithilfe des präzisen Masking Meter lassen sich Frequenzkollisionen schnell aufspüren. Da eine Instanz des Tools den Frequenzgang beider Signale anzeigt, können Sie Probleme mittels Equalizer einfach beheben.
Doch werfen wir noch einmal einen genaueren Blick auf die Module, die Neutron beinhaltet: Der 12-bandige Equalizer konnte in unserem Test als universelles Werkzeug mit klarem, musikalischem Sound überzeugen. Jedes Band kann dabei als dynamischer Equalizer fungieren. Dank der flexiblen Sidechain-Optionen ist es beispielsweise möglich, einen bestimmten Frequenzbereich der Gitarrenspur abzusenken, wenn bei dem Gesang kollidierende Frequenzen auftreten. Nicht minder leistungsfähig zeigt sich der Kompressor, der wahlweise im Wideband-Modus oder als Dreiband-Kompressor arbeitet. Die Digital-Betriebsart empfiehlt sich für transparente, chirurgische Dynamikbearbeitungen, während Vintage das Klangverhalten analoger Klassiker nachbildet. Der dreibandige Exciter hingegen eignet bestens, um Audiomaterial mehr Höhenglanz, Druck, Wärme und Präsenz zu verleihen. Dabei können Sie zwischen vier Algorithmen mit eigenem Klangcharakter wählen. Der ebenfalls dreibandige Transient Shaper erwies sich als wirkungsvolles Werkzeug, um die Anschlag- und Ausschwingphase verschiedenster Signale zu bearbeiten. Mit seinen umfangreichen Einstellmöglichkeiten ist der Multiband-Limiter sowohl für das unauffällige Abfangen von Pegelspitzen als auch für pumpende Dynamikbearbeitung sowie maximale Lautheit gewappnet.
Fazit
Mit Neutron ist iZotope ein innovatives Werkzeug gelungen, das den Mix-Prozess erheblich vereinfachen kann. Selbstverständlich ist das Plug-in kein Zauberkasten, der aus Einzelspuren automatisch einen erstklassigen Mix zaubert. In fähigen Händen ist der intelligente Channel-Strip allerdings ein hervorragender Helfer, um das Ziel eines gleichermaßen transparent wie kraftvoll und fokussiert klingenden Mixes schneller zu erreichen. Dabei sind die Einstellungsempfehlungen des Track Assistant eine große Hilfe , um passende Mix-Entscheidungen zu treffen. Die enthaltene Module glänzen mit einer enormen Flexibilität sowie einem gewohnt ausgezeichneten, klaren und kraftvollen Klang. Wie von iZotope gewohnt bietet auch Neutron eine Vielzahl an Presets für verschiedene Anwendungen mit hohem musikalischen Nutzwert an. Auch in puncto Bedienkomfort genügt das Werkzeug höchsten Ansprüchen.
von Henning Schonvogel
Beat-Bewertung: 6 von 6 | Preis: 249 US-Dollar, Neutron Advanced: 349 US-Dollar
