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Complex Oscillator

Mit dem Complex Oscillator hat Mark Verbos einen modernen Klassiker kreiert. Das Eurorack-Modul bietet zwei analoge Schwingkreise, die sich, ähnlich wie von Buchla-Synthesizern bekannt, gegenseitig beeinflussen können. Das klangliche Potenzial der Schaltungen geht weit über herkömmliche VCOs hinaus, aufgrund des nicht gerade günstigen Preises von 659 Euro will die Anschaffung dennoch gut überlegt sein.

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Der Complex Oscillator nimmt 32 Teileinheiten im Eurorack-Rahmen ein. Die Verarbeitung ist exzellent, dank knallroter Poti-Kappen besitzt das Modul, wie alle Verbos-Produkte, einen ausgesprochen markanten Look. Der erste Oszillator hat Einzelausgänge für die Wellenformen Dreieck, Rechteck und Sägezahn dabei. Über Regler für Grob- und Feinstimmung lässt sich seine Frequenz von einem Durchgang pro Minute bis 500 Hz justieren. Ein CV-Eingang, welcher mit 1V/Oktave arbeitet, dient dem Spiel via Klaviatur, Sequenzer oder Ähnlichem. Ergänzend sind ein exponentiell arbeitender Modulations-Weg für etwa Vibratos und ein linearer FM-Eingang vorhanden.
Der zweite Oszillator ist auf den ersten Blick recht ähnlich gestaltet. Sein Frequenzbereich reicht allerdings von drei Hertz bis 20kHz und anstelle der Sägezahn-Schwingung gibt es einen Sinus. Ferner hat dieser VCO einen vierten, Master genannten Ausgang dabei. Über ihn lassen sich komplexe Wellenformen ausgeben, die durch den Harmonics-Bereich, einen Waveshaper mit drei Parametern, geformt werden. Im einfachsten Fall liefert die Sektion einen schlichten Sinus. Für außergewöhnlichere Ergebnisse lässt sich die Schwingung bis zu 13 Mal falten und in Richtung Sägezahn oder Rechteck abwandeln. Alle Stellgrößen verfügen über Steuerspannungs-Eingänge.
Weitere Klangveränderungen können durch die Modulations-Abteilung bewerkstelligt werden. Hier hat man die Möglichkeit, die komplexe Wellenform des zweiten VCOs durch Dreieck, Rechteck oder Sägezahn des ersten Oszillators in Frequenz oder Amplitude zu beeinflussen. Die Stärke des Eingriffs ist manuell und durch einen CV-Eingang regelbar. Umgekehrt gibt es die Option, den zweiten VCO zur ersten Instanz zu synchronisieren. Alle Steuerspannungswege bringen frei justierbare Abschwächer mit, Signale können in positiver oder negativer Richtung auf Ziele einwirken. Einzige Ausnahme sind die CV-Eingänge für Tonhöhenveränderungen, dort sind einfachere Dämpfungsglieder verbaut.
Klanglich sticht der Complex Oscillator viele Konkurrenten gnadenlos aus. Schon die Standard-Wellen tönen knackig, bilden also eine super Grundlage für beispielsweise Bässe oder Leads. So richtig spielt das Modul seine Stärken allerdings erst aus, wenn man beide VCOs mittels Modulations-Bereich kombiniert, die Harmonics-Sektion einbezieht und externe Schaltungen wie LFOs oder Hüllkurven anschließt. Die Ergebnisse lassen sich kaum in Worte fassen. Von wabernden, sich stetig weiterentwickelnden Schwingungen über wirres Pfeifen bis hin zu das ganze Audiospektrum durchfahrenden Sounds ist alles leicht machbar. Der Charakter kann typisch analog, stark metallisch oder Ringmodulator-artig sein. Neben Keyboard-Sounds ist die Schaltung damit auch für Percussion-Instrumente hervorragend geeignet.

Fazit
Der Complex Oscillator macht seinem Namen alle Ehre. Egal ob man herkömmliche oder experimentelle Ergebnisse wünscht, bei diesem Modul ist man goldrichtig. Die Palette möglicher Klangfarben ist für eine Analogschaltung erstaunlich breit, selbst metallische Sounds wirken stets stofflich. Der hohe Preis relativiert sich deutlich, sobald man den Gesamtnutzen erfasst hat. Eine exzellente Wahl sowohl für neue Eurorack-Synthesizer als auch bestehende Systeme.

von Henning Schonvogel

Beat-Bewertung: 6 von 6 | Preis: 659 Euro

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