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Porträt: Front Line Assembly

Auf Außenstehende mag das neue FLA-Album wie eine schwere Geburt gewirkt haben: Zunächst sah sich der einflussreiche Rhy Fulber außerstande, an „Improvised. Electronic. Device“ mitzuwirken. Dann arbeiteten zwei Engineers gleichzeitig daran. Schließlich zogen sich die Aufnahmesessions drei Jahre lang hin. In Wahrheit aber überließen die kanadischen Industrial-Pioniere auch diesmal nichts dem Zufall – und haben eines der beeindruckendsten Statements ihrer Karriere geschaffen.

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Hart ist es, das neue Album von Front Line Assembly. Sehr hart sogar. Gleichzeitig spiegeln sich darin alle Experimente, Kurswechsel und Einflüsse, denen die Band im Laufe ihrer inzwischen fünfundzwanzig Jahre langen Karriere nachgegangen ist – und enthält mit dem von Tribal-Beats und melodischen Vocodern getragenen „Shifting Through the Lense“ einen ihrer eingängigsten und mitreißendsten Tracks überhaupt. Wer über „Electronic. Improvised. Device“ spricht, der spricht deswegen automatisch über die Geschichte der Band – und über die der elektronischen Musik insgesamt.

Beat / Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Ihr aber habt gerade euren langsamsten Produktionsprozess abgeschlossen …

Bill Leeb / Nach so vielen FLA-Alben war es uns wichtig, diesmal unsere Herangehensweise grundlegend zu verändern. Unter anderem auch deshalb, weil wir ein neues Line-Up haben, dessen vier Schlüsselmitglieder durch intensives Touren sehr eng miteinander verbunden sind. Es war an der Zeit, ein Album aufzunehmen, bei dem sich jeder gleichmäßig einbringt. Man könnte sagen, dass wir in diesem Moment unserer Karriere eher Musik machen, damit wir selbst Spaß daran haben, als um die Massen zu bedienen.

Beat / 3D von Massive Attack hat einmal betont, dass es im Studio sehr schwer sein kann, eine elektronische Produktion zu Ende zu bringen – einfach weil die Möglichkeiten unendlich sind. War das bei IED ebenfalls ein Problem?

Bill Leeb / Da trifft er ganz genau den Kern der Sache. Es ist im Übrigen auch egal, ob du elektronische Musik machst oder einfach nur einen Song schreibst. In dem Augenblick, in dem du anfängst, an der Musik herumzuschrauben oder sie zu mixen und sogar nachdem du das Mastern abgeschlossen hast, wirst du immer das Gefühl haben, du hättest noch etwas hinzufügen können. Es ist, als ob du an einem großen Gemälde arbeitest. Du kannst dabei immer neue Farbe hinzufügen. Aber manchmal musst du einen Schritt zurücknehmen und dir das ganze Bild ansehen. Genau das treibt dich aber auch an, den perfekten Song zu schreiben, bei dem dir alles gelingt, was du dir jemals vorgenommen hast. Dieses Ziel zu erreichen ist natürlich so gut wie unmöglich – es ist eine ständige Herausforderung.

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