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Interview: Evan Merz

Bereits 1949 versuchte der amerikanische Komponist John Cage, Aspekte der Zufallstheorie auf seine Stücke zu übertragen. Er ordnete dazu musikalische Themen in einem Schaubild an und entwickelte seine Musik aus dem Visuellen. Für die Software „Becoming“ verwendete Evan Merz ähnliche Grundideen, ging dabei jedoch spezifisch von der sogenannten Schwarmtheorie aus, die das Verhalten von Individuen in einer Masse untersucht. Beispielsweise das von großen Tierherden. So wird das Endergebnis davon bestimmt, wie hungrig die „Software-Jäger“ sind und wo das thematische Gras wächst ...

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Beat / In wieweit erlaubt es Software, heute Ideen zu realisieren, die Künstlern in den Sechziger- und Siebzigerjahren nicht offen standen?

Evan Merz / In einer Vielzahl von Fällen. Die Pioniere elektro-akustischer Musik haben eine Menge Skizzen von Werken hinterlassen, die mit der Technik der damaligen Zeit einfach nicht umzusetzen waren. Das wohl bekannteste Beispiel ist die „Universe Symphony“ des Komponisten Charles Ives. Sie blieb unvollendet, bis Larry Austin die Ressourcen zusammenbekam, sie zu realisieren.

Beat / Was macht es spannend, ausgerechnet Konzepte der Schwarm-Intelligenz auf Musik zu übertragen?

Evan Merz / Dass man damit betont nicht-menschliche Musik machen kann. Techniken künstlicher Intelligenz wie Schwarm-Intelligenz erlauben es uns, herauszufinden, wie wohl Musik klingen würde, wenn sie von Ameisen gemacht würde. Sie erlaubt es uns, Organisationsprinzipien zu hören, die nicht streng menschlich sind.

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