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Interview: Dinky

Tänzerin, Produzentin, Instrumentalistin oder DJane? Die Frage nach der hauptberuflichen Tätigkeit von Alejandra Iglesias alias Dinky bleibt selbst nach unserem freundlichen Gespräch unbeantwortet: Zuhause steht eine Telecaster direkt neben den Turntables, ein Fender Rhodes inmitten aktuell angesagter Studiotechnik. Schubladendenken bitte direkt am Eingang ablegen!

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Schon die ersten Dinky-Platten setzten sich durch ihre pulsierende Wärme von dem unterkühlten elektronischen Sound der Neunzigerjahre ab – da war die Chilenin gerade erst in das Techno-Mekka Berlin gezogen, und ihre Karriere stand noch in den Startlöchern. Iglesias dachte in ambitionierten Konzepten und entwickelte ihren Klang über Jahre hinweg konsequent weiter. Heute sind Dinky-Sets für ihr aufreibendes Feuerwerk an Beats und minimalen Melodien bekannt, ihr aktuelles drittes Album „May Be Later" gilt als eine der gelungensten Gratwanderungen zwischen Tanzflur und Kopfkino in diesem Jahr. Für Dinky kein Grund sich auszuruhen: Sie peilt bereits den Nachfolger an, der gern auch experimenteller ausfallen darf und dabei trotzdem von der Schönheit des Unfertigen erfüllt sein soll.

Beat / Wie kam es, dass du dich so plötzlich in die Techno-Bewegung der frühen 1990er verliebt hast?

Dinky / In den Neunzigern war ich ein Teenager, und natürlich habe ich viel Zeit und Energie in das Clubleben investiert. Mitte der Dekade traf ich Ricardo, Atomheart, Tobi Freud und andere Musiker aus Deutschland. Sie spielten Konzerte in Chile, machten dort Urlaub – und ich war dabei! 1994 besuchte ich schließlich Europa und erlebte die Szene vor Ort. Ich kaufte meine ersten Platten bei Hardwax, ging in den Tresor und ins E-Werk, traf tolle Leute. Dadurch wurde ich schon sehr jung zu einem Teil des Ganzen. Das war eine magische Zeit!

Beat / Du bist ständig unterwegs. Wann, wo und wie produzierst du deine Stücke?

Dinky / Für mein aktuelles Album habe ich sie 2007 in meinem Berliner Studio aufgenommen. Während meiner Reisen habe ich Aufnahmen gesammelt. Eine Menge Samples kamen dabei aus dem Blues- und Jazz-Bereich. Die letzten drei Jahre waren unglaublich hektisch, manchmal habe ich drei oder vier Mal die Woche gespielt, dieses Ibiza-Ding mit Sven Väths Cocoon durchgezogen, war auf dem „Circo Loco“ und anderen Festivals. Diesen Tourstress musste ich für meine Karriere auf mich nehmen – und um mir bestimmte Geräte zum Aufbau meines Studios kaufen zu können. Das war zwar okay für mich, aber ich habe festgestellt, dass ich das Album ohne eine Auszeit nicht fertigstellen konnte.

Das eigentliche Schreiben der Musik war nicht das Problem; vielmehr hat das Engineering Zeit gekostet. Ich wollte, dass das Album warm und analog klingt und musste mich erst lange einlesen, um zu dem von mir gewünschten Ergebnis zu gelangen. Manchmal braucht man einen ganzen Tag oder mehr, um die Kick gut auf den Bass abzustimmen.

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