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DJ-Interview: Raving George

Als Raving George wird Charlotte de Witte in Belgien schon bei den größten Festivals gebucht. Der Rest der Welt wird zweifelsohne bald folgen. Dabei hat de Witte erst vor knapp vier Jahren überhaupt mit dem Mixen angefangen. Tobias Fischer sprach mit ihr über technologischen Fortschritt, Hypes und das Gefühl totalen Glücks beim Auflegen.

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Beat / Du hast im DJing viele technische Veränderungen persönlich miterlebt. 

Raving George / Stimmt, gerade in den letzten vier Jahren haben sich die Dinge sehr stark und schnell verändert. Ich habe ursprünglich mit CDs aufgelegt, bin aber vor kurzem auf SD-Karten umgestiegen. Bislang bereue ich es nicht. Sie sind viel stabiler, kleiner und kratzsicherer und wiegen praktisch nichts. Das macht sich beim Reisen bezahlt. Die Frage, was die beste Methode beim Auflegen ist, wird es wohl immer geben. Mich aber interessiert das nicht all zu sehr. Wenn dein Set gut ist, ist es gut, und das ändert sich auch nicht, wenn du nur mit einem Laptop in den Club kommst. Persönlich bin ich kein Freund von Sync-Knöpfen und voraufgenommenen Sets, weil ich den ursprünglichen Werten im DJing treu bleiben will. Vor einigen Monaten beispielsweise hat mich ein Set von Chris Liebing bei der belgischen Techno-Party Kozzmozz umgehauen. Er wusste genau, wie er das Publikum bei der Stange halten musste, ohne dass man ständig die Hände in der Luft haben musste. Er konnte das an ihren Gesichtern ablesen. Wenn du stattdessen lieber etwas vortäuscht, dann ist das deine Sache – meine ist es nicht. Auf jeden Fall glaube ich an einen Fortschritt beim DJing. Als ich letztes Jahr zu der Musikmesse gefahren bin, war ich zum Beispiel von dem aktuellen Pioneer-Equipment beeindruckt. Technologie spielt für diese Generation eine wichtige Rolle – und das gilt ganz bestimmt auch in der Musik. 

Beat / Wie sah dein erstes Setup aus und wie hat es sich im Laufe der Jahre verändert? 

Raving George / Mein erstes DJ-Equipment waren zwei Numark NDX und ein Korg KM-202-Mixer. Heute habe ich zu Hause auf Pioneer umgestellt (CDJs 1000 und DJM-700-Mischpult). Noch deutlicher hat sich aber im Laufe der Jahre mein Studio verändert. Seitdem ich mit dem Produzieren angefangen habe, habe ich eine starke Affinität zu Vintage- Synthesizern entwickelt und mir einige Klassiker besorgt: den Korg MS-20, eine Roland TR-909 und eine TR-808. Die TR-808 ist auf jeden Fall auch eines meiner wichtigsten Geräte, zusammen mit dem Orpheus Audiointerface von Prism und dem Korg Stage-Echo. Das Letztere besitze ich zwar nicht selbst, habe es aber in dem Studio eines Freundes verwendet. Ich würde es aber liebend gerne meiner eigenen Sammlung hinzufügen! 

Beat / In wiefern reizt du beim Auflegen die technischen Möglichkeiten aus?

Raving George / Es gibt einige DJs, die Edits von den Tracks machen, die sie auflegen. Dixon ist in der Hinsicht wirklich unglaublich. Mit diesen Edits kannst du einen individuellen Sound schaffen, ohne unbedingt deine eigenen Tracks produzieren zu müssen. Wenn du es damit nicht übertreibst, kannst du die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen, indem du beispielsweise eine leicht abgewandelte Version eines Stücks spielst, das sie schon kennen. Ich selbst ziehe aber Eigenproduktionen vor. Wenn mir ein Stück nicht gefällt so wie es ist, spiele ich es einfach nicht. 

Beat / Wie hast du deinen DJ-Stil herausgebildet?

Raving George / Ich bin nicht eines Morgens aufgewacht und habe mir gesagt: Ich möchte DJ werden. Zunächst habe ich nur für mich selbst einfach kleine Mixtapes mit der Musik, die ich liebe, erstellt. Jetzt, da Musik meine Haupttätigkeit ist, entdecke ich so viel mehr verschiedene Genres durch die Clubs, die ich besuche, die Leute, die ich treffe. Umso älter du wirst, umso mehr erkennst du, wer du bist und welche Richtung du einschlagen möchtest. Als ich beispielsweise gerade mit dem DJing angefangen habe, habe ich vor allem Electro-House aufgelegt. Als EDM groß geworden ist, habe ich bemerkt, dass viele Kollegen angefangen haben, ihren Stil zu hinterfragen. Einige sind dem Hype gefolgt, andere wollten auffallen, indem sie sich dagegen aufgelehnt haben. Wofür du dich auch entscheiden magst: Es ist wichtig, aus der Masse herauszustechen. Und das ist nicht immer einfach angesichts der Vielzahl von DJs. 

Beat / Warum bist du dann trotzdem beim DJing geblieben? 

Raving George / Ich liebe es einfach, eine bestimmte Stimmung oder Atmosphäre zu schaffen, die die Leute zum Tanzen bringt. Ich liebe diese Vielfalt an verschiedenen Stilrichtungen, die unterschiedlichen Arten zu mixen, sogar die Art, sich zu bewegen. Das erste Mal, dass ich vor einem großen Publikum gespielt habe, hat mich das tief berührt. Es ist schwer es zu erklären, aber wenn du auflegst, kommst du in diesen Vibe. Und es hat mich wirklich glücklich gemacht.

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