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DJ Cam im unüblichen Porträt: über Produktion, Business und die Trend-Droge Codein

Die Maxime von DJ Cam hat sich nie geändert: Mit einfachstem Equipment nach den Sternen greifen. Das gilt ganz besonders für das neue Studioalbum, auf dem der Pariser „Miami Vice“ Tribut zollt und sich für einen Hollywood-Soundtrack bewirbt. Beat besuchte Cam in seinem Lieblings-Studio „Question de Son“ für ein Gespräch über Produktion, Business und den Einfluss der Trend-Droge Codein.

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Nein, das ist nicht der Eingang! Warte, ich hole Dich ab!“ Die Stimme in meinem Handy dringt wie aus der Ferne zu mir, einen kurzen Augenblick lang ist alles um mich herum ein einziger Strudel aus Bewegung und Lärm, Formen und Farben, Hitze und Chaos. Ich habe mich früh am Morgen verabredet, aber schon um diese Uhrzeit herrscht auf der Rue du Faubourg Saint-Denis reger Betrieb, duftet es nach frischem Brot und gerösteten Kaffeebohnen, mischen sich Touristen mit Anwohnern auf dem Weg zur Arbeit. Irgendwo hier muss sich das „Question de Son“ befinden, das Studio, das Laurent Daumail als das beste der Stadt bezeichnet hat, und in dem auch sein neues DJ-Cam-Album entstanden ist – ein imaginärer Soundtrack und die vielleicht stärkste Scheibe einer zwanzigjährigen Karriere. Ich behalte das Telefon am Ohr und suche die Fassade ab, finde aber nichts außer Cafés, Restaurants und Bäckereien. Endlich entdecke ich Laurents schmale Gestalt nur wenige Meter von mir entfernt auf der anderen Straßenseite. Er winkt mir zu und verschwindet durch eine nahezu unsichtbare, wie beiläufig in die Wand eingelassene Metalltür. Ich folge ihm nach unten in die Dunkelheit, eine kurze, enge Treppe hinunter. Wir passieren einen Empfangsbereich und stehen plötzlich in einem freundlichen Keller-Raum, von dem aus mehrere Türen in die verschiedenen Recording-Räume führen. Es herrscht eine angeregte Stimmung hier. Ein Ingenieur schraubt in einer Ecke an einem Instrument und in der Mitte des Raums zündet sich Co-Inhaber Fred Vectol die erste von unzähligen Kippen an. Man merkt sofort, dass sich Laurent hier zu Hause fühlt. „Kaffee?“, schlägt er vor.

Ich bin ein paar Tage vor unserem Treffen mit einem Bus aus den Niederlanden in Paris angekommen, auf einer schier endlosen Nachtfahrt. Während wir uns Kilometer für Kilometer durch die Dunkelheit der Autobahn bohrten, war Cams Musik der ideale Soundtrack: Betäubt-entschleunigte Zeitlupen-Beats, wohlige Drum-n-Bass-Bässe und flächige Dub-Techno-Echos zaubern flimmernde Bilder auf die geistige Leinwand, vertraute Klavier- und Walking-Bass-Samples sowie die lässige Gangsta-Poesie des Gast-Rappers MC Eiht sind von nostalgischer Schönheit. Es ist ein unglaublich vielseitiges Werk, auf dem die ganze Bandbreite von Daumails Schaffen zusammenfließt wie in einem Delta. Irgendwie passt diese Musik auch zu St-Martin, dem Viertel, in dem das Question de Son gelegen ist, und das von dem gleichnamigen Kanal geprägt wird. Hier prallen an jeder Ecke die krassen Gegensätze dieser Millionenmetropole aufeinander: Im Kanal kümmern sich Enten um die Erziehung ihrer Küken, am Ufer braten Gruppen von Studenten in der Sonne und nur wenige Fußminuten entfernt kann man im „Hollybelly“ auf der Rue Lucien Sampaix ein leckeres Gemüsegericht genießen. Doch kaum bin ich aus der U-Bahn ausgestiegen, lande ich fast in einer Prügelei, reiht sich ein billiges Bierlokal an das nächste. Die Gleichzeitigkeit von Arm und Reich, von hip und hoffnungslos, von alt und neu ist jedoch nicht nur typisch für dieses Viertel, sondern die Hauptstadt allgemein, für die trostlosen Außenbezirke, denen Mathieu Kassovitz in „La Haine“ ein trauriges Denkmal gesetzt hat. Ist es wirklich so schlimm wie in dem Film, frage ich Laurent, während er uns einen Espresso zubereitet. Er wendet seinen Blick nicht von der Tasse ab: „Nein – es ist noch viel schlimmer.“

Erfahrung im Randbereich

Er spricht aus Erfahrung, schließlich ist er zunächst in dem Randbereich Boulogne-Billancourt aufgewachsen, bevor er in das 6. Arrondissement Saint Germain zog, in direkter Nähe des Luxemburger Gartens. Seine Erziehung war bürgerlich, einschließlich einer obligatorischen Phase mit Klavierunterricht. Doch liebte sein Vater auch Jazz, Soul und Funk, und als Laurent im Fernsehen einen der ersten Auftritt von LL Cool J entdeckte, war es um ihn geschehen. Er verkaufte seinen Bass, rührte das Piano nie wieder an und machte stattdessen die Turntables zu seinem Instrument. Es war eine Zeit, in der Szenen auf allen Seiten des Globus im faszinierenden Gleichschritt zusammenfanden: Bristol und Wien, Ibiza und Paris, Chillout und House, Hip-Hop und Graffiti. Auch Laurent fing an zu sprayen, hinterließ an allen Wänden seine Werke und unterschrieb sie mit „Cam“. Es war, wie er unumwunden zugibt, ein Ego-Trip, der brutal endete, als ihn die Polizei bei einer nächtlichen Aktion erwischte, festnahm und zu einer hohen Geldstrafe verurteilte. Und so entschied sich Daumail für die ihm sicherer erscheinende Musik und aus dem Sprayer Cam wurde der Produzent DJ Cam. Eines aber hat er sich seitdem ins Blut geritzt wie andere ein Tattoo auf die Haut: die Bedeutung der Freiheit. Von ihr hat er auf inzwischen 14 Alben ausgiebig Gebrauch gemacht und damit sowohl Fans und Kritiker immer wieder überrascht, verstört und verprellt.

Inzwischen sind wir im Studio A angekommen, dem größten Raum des Question de Son. Hier hat Fred Vectol für Kunden wie Babyshambles, Gregory Porter und Kanye West gearbeitet, was nicht nur für die hohe Qualität seiner Arbeit spricht, sondern auch für die extreme Bandbreite seiner Interessen. In Sachen Sound jedoch kennt Fred keine Kompromisse: Das Question de Son ist ein reines Analog-Studio mit alten Bandmaschinen, klassischen Echo-Geräten und legendären Neumann-Mikrofonen. „Nur der analoge Sound ist für mich der richtige“, stellt er nüchtern fest. „Sobald du dich in den digitalen Bereich begibst, geht immer etwas verloren“. In der Kombination aus hochwertiger Aufnahme-Technologie, Vintage-Equipment und einem perfekt austarierten Raum ist das Studio tatsächlich in der französischen Hauptstadt einzigartig und beschwört die Ära und Aura der großen Tonstudios herauf. Vieles hat Vectol in direkter Zusammenarbeit mit begnadeten Designern selbst gebaut, viele der Geräte eigenhändig wieder auf Vordermann gebracht. Sogar das winzige Mastering-Studio C ist beeindruckend geraten und erinnert mit seinen geschwungenen Formen, futuristischen Schallisolierungselementen und blinkenden Dioden an die Schaltzentrale eines galaktischen Flughafens. Es entbehrt deshalb nicht einer gewissen Ironie, dass Laurent gar nicht so sehr der Technik wegen hier ist, sondern vor allem seiner Freundschaft und kreativen Beziehung mit Fred wegen: „Fred und ich haben uns während der Aufnahmen zu meinem Album „Seven“ kennengelernt. Die Musik war recht düster, doch hatten wir unglaublich viel Spaß. Und ganz ehrlich: Ich liebe zwar das Question de Son sowie die guten Restaurants in der Nähe. Wichtiger ist aber doch, dass Fred versteht, worum es mir geht. Und dass er sehr schnell ist.“

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Impulsiv und roh

Das Wort „schnell“ fällt nicht zum ersten Mal in unserem Gespräch und es ist bezeichnend für den DJ-Cam-Produktionsansatz. Nichts läge ihm ferner, als acht Stunden mit der Suche nach der richtigen Snare zu verschwenden. Stattdessen müssen die Dinge impulsiv bleiben, geradezu roh, und eine ganz klar erkennbare Richtung und Linie haben. Für das aktuelle Album bedeutete das ganz konkret, dass Laurent und Fred in nur vier Tagen 20 komplette Tracks abmischten. Einige waren sogar innerhalb einer einzigen Stunde erledigt, was ihm noch immer spürbare Freude bereitet. Lediglich die unwirkliche Version von Phil Collins’ „In the Air Tonight“, bei der außer der ersten Zeilen des Refrains nichts von dem Klassiker übriggeblieben ist und sich Vectol in die tiefsten Untiefen der Vocals versenkte, verlangte einen intensiven Arbeitsaufwand. Es mag etwas absurd anmuten, dass Daumail von all den ihn umgebenden Möglichkeiten, darunter ein gigantisches Neve VR 48 vor dem wir es uns bequem gemacht haben, nahezu keinen Gebrauch macht. In der Vergangenheit hat er sogar komplette Alben veröffentlicht, ohne sie zu mastern. Doch hat er inzwischen qualifizierte Unterstützung für seine Technik-Abneigung und instinktive Produktionsstrategie erhalten: „Auf einer Party in Los Angeles ist mir Quincy Jones über den Weg gelaufen und er hat mir versichert, dass auch er niemals mehr als zwei Tage an einem einzigen Song gearbeitet hat. Das hat mir Rückendeckung verschafft“, lacht er.

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Die unerwartete Schützenhilfe der Produzentenlegende ist auch deshalb so entscheidend für Daumail, weil gerade die beiden Jahrzehnte, in denen Jones seine größten Erfolge feierte – die 70er und 80er – für Cam bis heute die wichtigsten Bezugspunkte geblieben sind. Am spürbarsten war das auf dem 2002er-Album „Soulshine“, auf dem der Sampler gegenüber akustischen Instrumenten in den Hintergrund tritt und Platz macht für einen zeitlosen, elegant-geschmeidigen Sound. 600,000 Francs hat das Album damals gekostet, nach heutigem Maßstab ungefähr 200,000 Euro – seine mit Abstand teuerste Produktion. Alleine 100,000 Francs davon gingen auf das Konto der Zusammenarbeit mit der Funk-Legende Cameo („Word Up!“). Die Band war gerade von Mariah Carey gesampelt worden und heiß begehrt. Als riesiger Fan der Formation war Laurent zwar bereit, tief in die Tasche zu greifen, doch gestaltete sich die anschließende Studio-Session zum Horror-Trip: „Ich hatte ein Studio in New York gemietet. Aber Frontmann Larry Blackmon rauchte zunächst einmal in aller Ruhe einen großen Beutel Gras. Um 7 Uhr abends hatte er gerade einmal fünf Worte aufgenommen. Plötzlich meinte er: „Jungs, macht’s gut! Bis morgen!“ In Wahrheit hatten wir gerade einmal zwanzig Minuten, um den Track fertigzumachen, es gab überhaupt keinen zweiten Studiotag. Als ich ihm das erzählte, war er zunächst total geschockt. Dann aber hat er in wenigen Minuten alles perfekt eingesungen.“

Underground im Mainstream

Die epische Größe von „Soulshine“ bildet eher eine Ausnahme im DJ-Cam-Kosmos. Denn insbesondere in den frühen Jahren war Daumails dafür bekannt, mit einem komplett auf Underground getrimmten Ansatz den Mainstream zu knacken. Sein erstes Studio bestand aus einem einsamen Akai S-950 und einem Atari 1040ST mit Cubase. Doch mit diesem minimalen Setup entstanden vier komplette Alben, die ihn zu einem der erfolgreichsten französischen Künstler der 90er machen sollten. Zu Anfang aber glaubte noch niemand in Paris daran, dass diese Musik auf dem Markt funktionieren könnte. Also behielt der damalige Student einfach sein Zimmer in der Wohnung seiner Eltern, presste sein Debüt „Underground Vibes“ selbst und verkaufte in nur wenigen Monaten 150,000 Exemplare. In den Fluren des Appartments stapelten sich die Kartons mit LPs und CDs, das Telefon klingelte ununterbrochen. Plötzlich meldeten sich genau die Labels, die ihn vorher abgelehnt hatten. Der letztendlich mit Sony abgeschlossene Lizenz-Deal erlaubte ihm maximale kreative Freiheit und bot ungeahnte finanzielle Möglichkeiten. Der direkt anschließend entstandene Nachfolger „Substance“, inzwischen ein Hip-Hop-Klassiker, toppte den Vorgänger musikalisch sogar noch und brachte ihm einen ordentlichen Vorschuss ein – der Scheck dazu hängt noch immer eingerahmt bei Daumail zu Hause. Doch während ihn die Plattenfirma verwöhnte und auf teure Promo-Reisen um die halbe Welt schickte, war „Substance“ in gerade einmal drei Wochen und unter teilweise primitivsten Bedingungen entstanden: Die Single „Meera“ mit Sängerin Kakoli Sengupta wurde in zehn Minuten im Appartment eines Freunds aufgenommen. Dabei hatte Daumail glatt das Acapella für die späteren Remixe vergessen, was ihm später schlaflose Nächte bereiten sollte.

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Dass DJ Cam von der Presse dem „French Touch“ zugeschlagen wurde, macht musikalisch eher keinen Sinn. Doch war Daumail tatsächlich mit allen Beteiligten befreundet und erhielt noch von Thomas Bangalter (Daft Punk) erste Produktionsratschläge: „Daft Punk hatten damals auch noch kein teures Studio und sie haben alles immer auf dem Lautsprecher eines extrem billigen Radios abgehört. Wenn es da gut klingt, klingt es überall gut – das habe ich mir gemerkt.“ Aus finanzieller Sicht war die Assoziation ohnehin Gold wert, was für Daumail seinerzeit extrem wichtig war. Denn noch beim Wirtschaftsstudium hatte er einen hoch dotierten Business-Job angeboten bekommen. So stand für ihn von Anfang an fest, dass er entweder mit der Musik gut verdienen oder sie nur als Hobby betreiben würde. Immer noch sieht er die Verbindung zwischen Musik und Geld als vollkommen unproblematisch an und streicht als Komponist für Werbung und industrielle Aufträge hohe Gagen ein. Noch lukrativer indes waren die drei DJ-Cam-Quartet-CDs, die er mit einem selbst zusammengestellten Ensemble aus Stars der französischen Jazz-Szene aufnahm. Der Track „Rebirth of Cool“ bringt es auf Youtube inzwischen auf unglaubliche eine Million Views und rund die Hälfte aller seiner Einnahmen bezieht Cam bis heute aus den Quartet-Einspielungen. Die kluge Entscheidung, die Lizenzrechte zu behalten, hat viel dazu beigetragen, dass er seinen aktuellen Leidenschaften so kompromisslos nacheifern kann wie nur wenige andere aktuelle Künstler.

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Lange gehegter Traum

Das wird auf „Miami Vice“ ganz besonders deutlich. Einerseits nämlich ist die neue Scheibe der erste Schritt zur Erfüllung eines lange gehegten Traums: Dem Verfassen von Filmmusik für einen großen Hollywood-Streifen. Dabei nimmt das Album zwar Bezug auf die Kult-Serie, doch nähert es sich sowohl in der Anmutung und dem Sound eher Michael Manns Kino-Remake aus 2010 an, einem harten, gewalttätigen Streifen, der mit der Glitzerwelt des Originals rein gar nichts mehr gemeinsam hat. Während seiner Jahre in Los Angeles traf Laurent verschiedene Film-Produzenten, die interessiert waren, aber ein praktisches Beispiel für seine Arbeit verlangten. Dieser Teufelskreis ist nun offiziell durchbrochen und über eine Freundin kennt Cam sogar die Tochter von Michael Mann, der angeblich bereits am Nachfolger arbeiten soll. Wer die warmen Streicher und Harfen von „End Title“ oder die von einem Regenschauer unterlegte Space-Rock-Miniatur „Weather Underground“ als Messlatte anlegt, muss ihm dabei eine ernsthafte Chance einräumen.

Gleichzeitig ist das Album geprägt von einer Faszination für den sogenannten „Chopped & Screwed“-Sound, der in den späten 90ern in Houston, Texas, unter dem Einfluss des Betäubungsmittels Codein entstand. Dabei wurden Rap-Tracks zunächst editiert sowie mit Freestyles garniert und anschließend deutlich langsamer abgespielt. Der Effekt ist hypnotisch, süßlich und einschmeichelnd und fand zunächst vor allem in Strip-Clubs Anwendung. Laurent erinnert sich genüsslich daran, wie seine Mutter sichtbar Gefallen an den weichen Sounds fand und die gewaltverherrlichend-sexistischen Lyrics einfach ausblendete. Während DJ Screw, der Erfinder der „Chopped & Screwed“ Technik, im Jahr 2000 verstarb, lebt sein Sound in der Musik von aktuellen Rappern wie A$AP Rocky fort und werden seine Mixtapes von einem Plattenladen in Houston weltweit vertrieben. Auch Laurent kam so in Kontakt mit dieser Musik und viele Passagen auf „Miami Vice“ sind hörbar geprägt von den träge-trippigen Grooves und siruphaft fließenden Texturen des Genres: Allein schon die eröffnende „Crockett's Theme“ könnte sich von Jan Hammers ikonischem Entwurf kaum deutlicher unterscheiden und besteht aus kaum mehr als einem skelettierten Drum-Beat, weichen Bass-Tupfern und kosmischen Synths. Und doch zieht einen genau diese Leere hinein in ein Album, das vor allem durch seine prägnant-reduzierten Arrangements besticht: „Die Musik ist extrem auf den Punkt“, so Laurent. „Immer wenn mir Fred einen Track vorgespielt hat, kam er mir irgendwie zu lang vor, geradezu öde. Und Fred hat mich nur entgeistert angeguckt und gemeint: „Mann, er dauert gerade einmal eine Minute und fünfzig Sekunden.“

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Die Zeit unseres Gesprächs hingegen vergeht wie im Flug und anschließend nimmt mich Fred noch auf eine kurzweilige Tour durch das Question de Son. So ist es schon Mittag, als ich wieder auf die Rue du Faubourg Saint-Denis trete. Es ist noch hektischer als zuvor und die mit hungrigen Gästen gefüllten Tische der Restaurants und Bars stehen bis auf die Mitte der Straße. Ich setze die Kopfhörer auf und wähle „Summer in Paris“ an, den großen, perfekten House-Hit von „Soulshine“. Und plötzlich, wie von Geisterhand gelenkt, beruhigt sich der wilde Strudel aus Bewegung und Lärm, Formen und Farben, aus Hitze und Chaos und macht einem ganz neuen Gefühl platz: Tiefer Ruhe und Zufriedenheit. Ich beschließe, mir noch einen Kaffee zu holen und mache mich auf den Weg zum Kanal.

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