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Digitale Kultur: Bass meets Space

Bislang war Dubstep vor allem ein englisches Phänomen. Mit einer groß angelegten Nacht auf der diesjährigen Ruhrtriennale soll nun auch Deutschland für die Matrix aus brachialem Sub-Bass und unwiderstehlich pochenden Beats gewonnen werden. Mit dabei: das Nujazz-Kollektiv Jazzanova und einige der derzeit angesagtesten Produzenten der Insel. So unterschiedlich ihre Stile auch sein mögen, ist ihnen doch eines gemein: Der Wunsch, der Musik das Reden zu überlassen. Eine Bestandsaufnahme einer Szene, die sich nicht mit lästigen Definitionsfragen aufhalten will.

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Wer als Musikproduzent nicht über den Tellerrand schaut, wird verlieren“, meint Jazzanova-DJ Alex Barck und dieses nur zunächst wie eine typische Phrase anmutende Statement erscheint bei näherer Betrachtung ein ideales Motto für die gesamte „Bass meets Space“-Nacht bei der diesjährigen Ruhrtriennale. Das gilt natürlich zunächst einmal in rein geographischer Hinsicht. Denn obwohl sich auch in Deutschland inzwischen eine kleine Dubstep-Community gebildet hat, gelang ein Durchbruch auf breiter Basis bisher nur im englischen Ursprungsland. Auch Barck erinnert sich noch gerne daran zurück, wie er in London seine ersten Dubstep-12-Inches gekauft hat. Dass der Einladung des Organisationsteams um Christoph Gurk nun die Crème de la Crème der Szene Folge geleistet hat, könnte hierzulande eine ebenso bedeutende Initialzündung einleiten, wie es Mary Anne Hobbs’ berühmte Radiosendung „Dubstep Warz“ aus dem Jahr 2005 für die Insel war. Gurk untertreibt jedenfalls nicht mit der Feststellung, dass es „außerhalb von Großbritannien einen Dubstep-Abend mit einem derart hochkarätigen Line-up bisher kaum gegeben hat“. So geben sich neben dem Berliner Kollektiv Jazzanova, das zwar dem Genre nicht direkt zuzuordnen ist, sich aber umso mehr dafür begeistern kann, die Produzenten Appleblim, Ramadanman, Scuba und Sam Shackleton die Klinke in die Hand. Die Doppelrolle als Künstler und Labelbetreiber vereint die ungleichen Charaktere: Ramadanman als Kopf von Hessle-Audio, Appleblim und Shackleton als Macher bei Skull Disco und Scuba mit Hotflush Recordings. Man veröffentlicht gegenseitig beieinander, tritt gemeinsam auf und bildet so einen festen Kern, um den herum inzwischen eine wild wuchernde Szene gewachsen ist. Doch gilt der Blick über den Tellerrand natürlich auch in musikalischer Hinsicht, vor allem in Bezug auf das diesjährige Triennale-Thema „Islam“. Christoph Gurk: „Natürlich hat Dubstep mit dem Islam erst einmal wenig zu tun. Aber es ist schon eine Musik, die sehr offen ist für die unterschiedlichsten kulturellen Impulse. Da wir uns in diesem Jahr auch mit den Spuren beschäftigen, die der Islam in zeitgenössischer westlicher Kultur hinterlassen hat, habe ich beispielsweise mit Shackleton einen Musiker eingeladen, der sich ausdrücklich auf musikalische Einflüsse aus dem persischen und arabischen Kulturraum bezieht. Darüber hinaus verfügen einige Vertreter des Genres, wie etwa Ikonika, über einen einschlägigen Migrationshintergrund. Andere wiederum beziehen sich mit Künstlernamen wie Ramadanman, wenn auch spielerisch, sogar direkt auf den Islam.“

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